Exklusiv: Das Erfolgsteam des „Tatort Münster“ im XXL-Interview über den neuen Fall, seine Einschaltquoten, 55 Jahre „Tatort“ und ein spektakuläres Ende von Thiel und Boerne im Weltall.
Eine Leiche, durchbohrt von einer Lanze. Finger, die bewusst abgehackt werden. Ein Geheimnis, das im Keller eines grotesken Privatmuseums lauert. Ja, die „Zutaten“ des 46. „Tatort Münster“ sind schaurig. Der Titel ist sinister: „Man stirbt nur zweimal“ (So, 15 Dezember 20.15 Uhr im Ersten). Die Story skurril: Anwalt Oskar Weintraub (Nils Brunkhorst) wird tot in der Wohnung von Kunstliebhaberin Doreen Prätorius (Cordelia Wege) gefunden: Sein Körper „schwebt“ zwischen Zimmerdecke und Fußboden, aufgespießt vom Speer einer Kriegerskulptur.
Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) rätseln: Warum kann sich Prätorius nicht erinnern, was passiert ist? Ist die verletzlich wirkende Frau unschuldig? Clou des Krimis: Die Zuschauer kennen den Mörder von Anfang an, während Thiel und Boerne ihn in „Columbo“ Manier einkreisen.
Interview von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz
„Man stirbt nur zweimal“ ist so raffiniert konstruiert wie ein „Columbo“-Krimi mit Peter Falk – denn auch dort kennen die Zuschauer den Mörder von Beginn an. Richtig wahrgenommen?
Axel Prahl: Stimmt, bei „Columbo“ ist es immer so, dass der Zuschauer dem Ermittler von Anfang an voraus ist – und zum Beispiel weiß, dass ein arroganter Filmproduzent seine Mätresse um die Ecke gebracht hat …
Insofern ist es wahrscheinlich auch kein Zufall, dass Kommissar Thiel Columbos Standardsatz – „Ich hätte da nochmal eine Frage“ – ebenfalls äußert. Oder?
Axel Prahl: Keine Ahnung, das stand so im Drehbuch von Sascha …
Jan Josef Liefers: … Arango alias Columbo! Stichwort Sascha Arango: Dessen Drehbücher begeisterten bislang vor allem Fans des Kieler „Tatort“ – beispielsweise hat er die düsteren Geschichten über den an Zahnbürsten lutschenden Frauen-Serienmörder Kai Korthals, gespielt von Lars Eidinger, geschrieben. Was ist aus Eurer Sicht das Besondere an Eurem 46. „Tatort“: Man stirbt nur zweimal“?
Axel Prahl: Das mit den Zahnbürsten ist lustig! Tatsächlich hatte ich bei den Dreharbeiten mal kurz darüber nachgedacht, irgendwo ein kleines Zitat einzubringen – und zum Beispiel mal kurz an der Abwaschbürste zu lutschen. Sozusagen als kleiner Hinweis darauf, wer hier unser Autor war. Aber dann habe ich doch darauf verzichtet, weil es ein merkwürdiges Licht auf Thiel geworfen hätte. Nein, im Ernst: Anfangs war es für uns gewöhnungsbedürftig, dass der Zuschauer den Mörder von Anfang an kennt – weil wir dachten, dass es dann ja überhaupt nichts mehr zum Miträtseln gäbe. Aber als wir den fertigen Film schlußendlich gesehen haben, ging uns auf, dass es doch ziemlich viel gibt, was einem anfangs nicht klar ist – insbesondere das große Drama um das Geheimnis im Keller, das ich an dieser Stelle natürlich noch nicht spoilern möchte. Deshalb nur so viel: Die Zuschauer erwarten diesmal seelische Abgründe, die man sich kaum vorstellen kann.
Jan Josef Liefers: Dem habe ich nichts hinzufügen. Es ist allumfassend und für die nächsten vier Generationen sehr gut erklärt, Axel. Unterm Strich hat der Münster-„Tatort“, wie letztlich alle, mit den gleichen Probleme zu kämpfen: Wenn es eine Reihe so lange gibt wie unsere, dann steht man immer vor der Frage, wie es gelingen kann, sich jedes Mal wieder neu zu erfinden, aber gleichzeitig die Figuren und ihr typisches Verhalten immer wiedererkennbar zu halten, weil speziell die Fans das natürlich erwarten. Insofern ist dieser Spagat nicht ganz einfach. Mir gefällt, dass Sascha Arango auf seine Art etwas Neues beigesteuert hat, das man bisher vom Münster-„Tatort“ nicht kennt!
Das gilt diesmal auch für Professor Boernes Seziertisch: Eine antike Skulptur lag bislang noch nie darauf, oder?
Jan Josef Liefers: Stimmt, wobei wir schon mehrmals kuriose Sachen auf dem Obduktionstisch in Boernes Gerichtsmedizin hatten – beispielsweise fallen mir auf Anhieb die Eichhörnchen aus der letzten Folge „Unter Gärtnern“ ein.
Axel Prahl: Und mir der Pinguin aus unserem Krimi „Schlangengrube“!