Der Kampf ums große Geld: Eine neue Arte-Doku erzählt die bewegte Geschichte des Spieleklassikers Monopoly.
Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Koch
Zwischen Reichtum und Ruin: Wer einmal Monopoly gespielt hat, weiß, wie schnell bei dem Brettspiel Emotionen hochkochen können. Konzentriert wird um Straßen, Häuser und Bahnhöfe gefeilscht – so lange, bis ein Teilnehmer die verzweifelten Mitspieler in die Pleite getrieben hat. Eine neue Arte-Doku (Spiel ohne Erbarmen, Do, 29. August, 20.15 uhr bei Arte) blickt nun auf die Entstehungsgeschichte des Spieleklassikers und liefert Gründe für die anhaltende Beliebtheit. „Die Geschichte lehrt uns: Konkurriert, bereichert euch, seid rücksichtslos – und ihr werdet die Welt erobern“, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth in der Doku. „Das ist Monopoly.“
Vom armen Heizungsbauer zum erfolgreichen Erfinder: Lange Zeit galt Charles Darrow (1889 –1967) als Entwickler von Monopoly. Er entwarf es Anfang der 1930erJahre – und verkaufte das Patent 1935 an den Spielehersteller Parker Brothers. Erst Jahre später kam im Rahmen eines Rechtsstreits heraus, dass Charles Darrow in Wirklichkeit ein cleverer Plagiator war: Er hatte für sein Spiel die Idee und die Regeln von „The Landlord’s Game“ kopiert, das bereits 1904 von Elizabeth Magie (1866 –1948) veröffentlicht worden war.
Seiner Bekanntheit tat das jedoch keinen Abbruch. Bis heute nennt das Unternehmen Hasbro, das 1991 den Spielehersteller Parker Brothers übernahm, Charles Darrow als Erfinder des Spiels, die Variante von Elizabeth Magie – deren Patent Parker ebenfalls 1935 erwarb – wird lediglich als Urversion bezeichnet. In Deutschland erschien 1936 die erste Ausgabe, die jedoch kurz darauf von den Nazis verboten wurde. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gelang dem Spiel auch in Europa der Durchbruch. Die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung, die Gesellschaft strebte zunehmend nach Erfolg – das kapitalistische Monopoly spiegelte perfekt das Lebensgefühl jener Zeit wider.
Während jedes andere Land auf reale Straßennamen setzte, kamen in der Bundesrepublik Deutschland nur fiktive Variationen zum Einsatz. Der Grund: Infolge der langen Kriegsjahre und der Teilung des Landes setzten die Entwickler lieber auf eine Fantasiestadt mit fiktiven Namen, um auf diese Weise mögliche politische und geografische Ungereimtheiten zu umgehen. Selbst in der DDR herrschte Begeisterung für Monopoly: Zwar bestand seitens der Regierung ein Einfuhrverbot für das kapitalistische Spiel, doch davon ließen sich viele Bürger nicht abhalten. Auf Basis der wenigen ins Land geschmuggelten Vorbilder aus dem Westen entwarfen sie Kopien oder eigene kreative Variationen. Dabei verwendeten sie unterschiedlichste Materialien für Figuren und Bretter, wandelten die Regeln teilweise etwas ab oder erfanden sogar neue Inhalte.
Bis heute gilt Monopoly als eines der beliebtesten Familienspiele weltweit. Über eine Milliarde Menschen sollen es gespielt haben, in 114 Ländern ist es erhältlich, in 47 Sprachen übersetzt, mehr als 275 Millionen Exemplare wurden laut Hersteller Hasbro bis heute verkauft. Regelmäßig wird das Spiel auch Teil verschiedener kreativer Rekordversuche: Die bislang längste Partie dauerte 1680 Stunden, das entspricht insgesamt 70 Tagen. Die höchste Spielrunde soll auf der Zugspitze auf 2962 Metern Höhe durchgeführt worden sein, als dort die Deutschen Meisterschaften stattfanden. Monopoly ist bereits an den außergewöhnlichsten Orten gespielt worden – etwa in einem Atom-U-Boot. Weitere dürften hinzukommen: Die US-Weltraumbehörde Nasa orderte zwei Modelle einer Sonderedition mit Aluminiumhäusern und nichtentflammbarem Papier – gut geeignet fürs All. Mittlerweile hat das Spiel auch den Sprung in die digitale Welt geschafft: Die 2023 veröffentlichte App „Monopoly Go!“ erwirtschaftete innerhalb eines Jahres Einnahmen von über zwei Milliarden US-Dollar. Kapitalismus pur eben.