Neue ZDF-Serie „Concordia“: Sieht SO unsere Zukunft aus?

20.10.2024 um 14:30 Uhr
    Neue ZDF-Serie „Concordia“: Sieht SO unsere Zukunft aus? | © ZDF
    Wer startet Angriffe auf das Projekt von Concordia-Chefin Juliane Ericksen (Christiane Paul)? | ©ZDF

    In der neuen Serie „Concordia: Tödliche Utopie“ gerät das Leben in einer von Algorithmen überwachten Stadt außer Kontrolle. Wie real ist dieses Zukunftsszenario? Das ZDF zeigt am So, 20. Oktober drei Folgen am Stück, die drei finalen Folgen am 21.10. um 22.15 Uhr.

    Zu schön, um wahr zu sein? Im heutigen Schweden lebt seit 20 Jahren eine Gemeinschaft nachhaltiger und sozial gerechter als der Rest der Welt – und zudem bestens geschützt: In Concordia, gegründet von Juliane Ericksen (Christiane Paul), gibt es keine Verbrechen. Der Preis für diese Sicherheit: Über die Bewohner wacht ein Algorithmus, der gelernt hat, kriminelle Aktivitäten vorherzusagen. Überall sind Kameras installiert, nichts bleibt verborgen.

    Jonas Nay als radikaler Strippenzieher

    Als vor der Stadtgrenze ein Mord geschieht, bekommt die Glanzfassade des vermeintlichen Idylls Risse. Und das neun Tage bevor Ericksen im sächsischen Kopwitz das erste deutsche Concordia starten will. Das Opfer arbeitete als Analyst im Headquarter von Concordia, wo von der Künstlichen Intelligenz (KI) gemeldete mögliche Verstöße geprüft werden. Zur Aufklärung des Mordes kommt die britische Krisenmanagerin Thea Ryan (Ruth Bradley) in die Stadt. Zusammen mit Community Officer Isabelle Larsson (Nanna Blondell) aus Concordia macht sie sich auf die Spurensuche: Was sollte durch den Mord verschleiert werden? Und was hat der mysteriöse Leon von der radikalen Datenschützergruppe „The Faceless“ damit zu tun, die mit spektakulären Hackerangriffen auf sich aufmerksam macht?

    „Manche Figuren leben von ihren Geheimnissen und Unberechenbarkeiten. Das wollte ich auch in Leon mit einbringen. Man weiß eben nicht: Ist er verkatert? Könnte er jederzeit explodieren? Und wo ist eigentlich sein moralischer Kompass?“, sagt Jonas Nay („Deutschland 83“) über seine Rolle als undurchsichtiger Strippenzieher. „Leon ist ein linker Aktivist und Hacker und überzeugt davon, dass in Concordia mit falschen Karten gespielt wird. Aber bis zum Ende bleibt unklar, ob er die Mittel, die er androht, auch wirklich einsetzen wird.“ Nay mag, dass die Serie ein vielschichtiges Bild von KI zeichnet: „Es gibt mehr Möglichkeiten, wie wir mit KI umgehen können, als diejenigen aus dystopischen Szenarien“, sagt der 34-Jährige, der auch als Musiker und Komponist arbeitet.

    Niemand weiß, wie weit Aktivist Leon (Jonas Nay), Kopf der radikalen Datenschützer „The Faceless“, gehen wird.

    Von „Barbaren“ zur KI

    Viele Szenen des international besetzten Sechsteilers drehte die österreichische Regisseurin Barbara Eder („Barbaren“) in Schweden. Leider ohne Nay, der in Leipzig am Set war. „Ich mag das Land total, urlaube dort oft und hätte die Möglichkeit gern genutzt, um Schweden und seine tollen Menschen durch meine Arbeit noch besser kennenzulernen“, sagt er. Leons Counterpart ist Concordia-Chefin Ericksen – eine Visionärin, ähnlich wie die Gründer der großen Techfirmen heute.

    Christiane Paul, die ihrer Figur eine spannende Doppelbödigkeit verleiht, hat keine Angst, einmal durch eine KI ersetzt zu werden. „Ich glaube an das, was uns Menschen ausmacht. Wir machen Fehler, Unerwartetes, treten in wirklichen Kontakt mit unserem Gegenüber“, sagt die 50-Jährige. „Wir sind kreativ, und darauf, wie Kreativität entsteht, gibt es noch keine wirkliche Antwort. Auch glaube ich, dass der Mensch sich immer nach dem Echten sehnen wird, dem Echten im Bild, auf der Bühne und im täglichen Leben.“

    Die Doku „Der Preis der Sicherheit“ läuft begleitend zum TV-Film (20.10., 0.25 Uhr, ZDF, und ab sofort in der ZDF-Mediathek). Sie stellt die Frage: Wie real ist die KI-Welt von „Concordia“? und zeigt: Ein Szenario wie im Thriller ist teilweise bereits Realität. Überwachung und KI gehören vielfach schon zum Alltag. In den USA helfen Kameras, Gesichtserkennung und andere Technologien, Straftaten zu verhindern und aufzuklären, sind aus Datenschutzgründen aber umstritten. Wer in der Stadt Busan in Südkorea in eigens konzipierte Viertel zieht (Foto u.), wohnt kostenlos – muss aber die Daten aller Haushaltsgeräte preisgeben, ebenso die Infos von Computersystemen, die direkt am Körper getragen werden.

    Christiane Paul kann sich vorstellen, in einer Stadt wie Concordia zu leben: „Warum nicht? Die KI soll Sicherheit schaffen, eine Kontrollinstanz sein. Aber all das muss natürlich transparent und gleichzeitig klar gesetzlich geregelt sein.“ „Concordia“, produziert von Frank Doelger („Game of Thrones“), bildet nur eines von mehreren Highlights zu diesem brisanten Thema. In der ZDF-Mediathek finden sich viele neue Dokus wie etwa „Künstliche Musik: Die KI-Revolution im Pop“ oder „plan b: Künstliche Intelligenz in der Landwirtschaft. Gegen den Hunger in der Welt“. Und natürlich die Begleitdoku zum Film, Titel „Der Preis der Sicherheit“ (siehe Bild oben).