Oscars: Aschenputtel-Drama "Anora" gewinnt vier der fünf wichtigsten Kategorien

03.03.2025 um 08:15 Uhr
    Viele Goldjungen auf einem Bild: Die Macher des Independentfilms "Anora" konnten ihr Glück kaum fassen.  | © Getty Images
    Viele Goldjungen auf einem Bild: Die Macher des Independentfilms "Anora" konnten ihr Glück kaum fassen. | ©Getty Images

    Würde die Oscarverleihung ohne klaren Sieger enden? Lange sah es danach aus, ehe der Film "Anora" und vor allem dessen Regisseur Sean Baker aufdrehten und insgesamt fünfmal erfolgreich war.

    Auch 2025 haben wieder zehn Werke in der Kategorie "Bester Film" bei den Oscars konkurriert. Einigen wurden zwar nur die geringsten Außenseiterchancen eingeräumt, etwa "Dune : Teil 2" oder "Nickel Boys". Doch bewies die 97. Ausgabe der Academy Awards im Verlauf ihrer rund drei Stunden Laufzeit den Mut zu manch einer Überraschung. Und so blieb es bis zur letzten Sekunde der Academy Awards spannend, ehe der finale Umschlag des Abends geöffnet und der Gewinner in der Königsdisziplin enthüllt wurde.

    Lange war die Preisverteilung unter den Favoriten ausgeglichen, erst spät am Oscar-Abend kristallisierte sich in Form von "Anora" aber ein klarer Sieger heraus. Folgerichtig gab es von der Academy den Oscar in der Kategorie "Bester Film" für das Werk über die titelgebende junge Sexarbeiterin, gespielt von der ebenfalls mit einem Oscar ausgezeichneten Mikey Madison (25).

     

     

    Für die Kategorie "Beste Regie" hatten die Zuschauerinnen und Zuschauer kurz zuvor Quentin Tarantino (61) als Laudator begrüßt. Auch er hatte "Anora"-Filmemacher Sean Baker als Gewinner in seinem Kuvert stehen. Mit Blick auf zwei andere Kategorien ergab sich so eine unfassbare Besonderheit.

    Die Drehbücher

    Die zwei Drehbuch-Kategorien zählen neben "Bester Film", "Beste Regie" sowie die beiden Hauptdarsteller-Kategorien ebenfalls zu den "Big Five". In der Sparte "Bestes adaptiertes Drehbuch" durfte sich Peter Straughan (56) für "Konklave" den Preis auf der Bühne abholen und richtete ein herzliches "Du bist der Beste" an Regisseur Edward Berger (54).

    Der Oscar fürs Originaldrehbuch ging derweil ebenfalls an Sean Baker und seinen Film "Anora". Da er zuvor auch für "Bester Schnitt" gewonnen hatte, ging er folglich mit spektakulären vier Oscars nach Hause. Somit hat er außerdem einen über 70 Jahre alten Rekord von Walt Disney (1901-1966) eingestellt, dem dieses Kunststück bei der Verleihung im Jahr 1954 gelungen war.

    Ebenfalls beeindruckend: "Anora" holte sich vier von fünf "Big Five"-Kategorien, einzig "Bester Hauptdarsteller" - in dem der Film gar nicht nominiert gewesen war - fehlte.

    Diese Auszeichung ging an Adrien Brody, der seinen zweiten Academy Award als Hauptdarsteller gewann. Überraschender kam der Triumph von Mikey Madison. Die Hauptdarsteller-Kategorien hatten für Kontroversen im Vorfeld für ein spannendes Oscar-Rennen gesorgt. Bei den Frauen hatte sich "Emilia Pérez"-Star Karla Sofía Gascón (52) mit höchst fragwürdigen Tweets regelrecht selbst ins Aus geschossen. Und bei den Männern war verschnupft auf den Einsatz von KI reagiert worden, um das von Adrien Brody (51) in "Der Brutalist" gesprochene Ungarisch zu perfektionieren. Zwei höchst unterschiedliche Umstände, die sich ebenso unterschiedlich auf die Preisverleihung auswirken sollten.

     

    Als Erstes wurde die Frage beantwortet, wer den Preis in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" in Empfang nehmen darf. "Oppenheimer"-Star Cillian Murphy (48) betrat hierfür die Bühne und verlas schließlich Brody als den nun zweifachen Preisträger. Bei der Dankesrede orientierte er sich gefühlt an der Länge seines fast vierstündigen Films "Der Brutalist". Zwischenzeitlich wurde gar versucht, Brody per Orchester abzuwürgen. Doch das winkte er mit einer lässigen Handbewegung einfach ab und schaffte es als einzige Person des Abends seinerseits, das Orchester in die Schranken zu weisen.

    "Bester Hauptdarsteller" - Die weiteren Nominierten

    Timothée Chalamet, "A Complete Unknown"

    Colman Domingo, "Sing Sing"

    Ralph Fiennes, "Konklave"

    Sebastian Stan, "The Apprentice"

    Demi Moore von Mikey Madison ausgestochen

    Eine ungleich größere Überraschung gab es bei den Hauptdarstellerinnen. Bei vielen Buchmachern hatte Demi Moore (62) für "The Substance" die Nase vorne, doch letztendlich wurde ihr von der jüngsten Mitnominierten der Preis weggeschnappt: Vorjahressiegerin Emma Stone (36) verlas Mikey Madison (25) als Gewinnerin. Sie erhielt den Oscar für ihre Darbietung als junge Sexarbeiterin in "Anora" und trug somit dazu bei, dass der Film von Sean Baker (54) mit insgesamt fünf Auszeichnungen der Abräumer des Abends wurde.

    "Beste Hauptdarstellerin" - Die weiteren Nominierten

    Demi Moore, "The Substance"

    Cynthia Erivo, "Wicked"

    Karla Sofía Gascón, "Emilia Pérez"

    Fernanda Torres, "Für immer hier"

    Der heimlich im Iran gedrehte Politthriller "Die Saat des heiligen Feigenbaums" sowie einige deutsche Filmkünstlerinnen und Künstler hofften in der Nacht auf den 3. März im Dolby Theatre von Los Angeles auf einen Goldjungen. Doch beinahe wäre die Gesamtheit der nationalen Nominierten bei der von Conan O'Brien (61) moderierten Veranstaltung leer ausgegangen.

    Gerd Nefzer gewinnt dritten Oscar

    Das sollte sich jedoch ändern, als Gal Gadot (39) und Rachel Zegler (23), die Stars des kommenden Disney-Films "Schneewittchen", den Oscar für die "Besten visuellen Effekte" verkündeten. Hier triumphierte der Deutsche Gerd Nefzer (59) für seine Arbeit an Denis Villeneuves (57) Sci-Fi-Epos "Dune: Part Two". Nefzer gewann gemeinsam mit Paul Lambert, Stephen James und Rhys Salcombe. Seine sympathische Dankesrede begann er mit den auf Deutsch gesprochenen Worten "Dankeschön, das ist großartig."

    Das Besondere an Nefzers Sieg bei den 97. Academy Awards: Der in Schwäbisch Hall geborene Filmkünstler ist nun der alleinige Rekordhalter unter den nationalen Oscar-Siegern. Denn schon vor den 97. Academy Awards stand er bei zwei Triumphen - 2018 für "Blade Runner 2049" und 2022 für "Dune", den ersten Teil von Villeneuves anvisierter Trilogie über den Wüstenplaneten Arrakis. Quelle: SpotOnNews