„Perfekt verpasst“: Verstehen sich Engelke & Pastewka eigentlich auch privat?

15.08.2024 um 16:30 Uhr
    Oft ganz nah – und doch so fern: Ralf Hartmann (Bastian Pastewka) und Maria Lampe (Anke Engelke) kommen einfach nicht zueinader. | © Amazon Prime Video
    Oft ganz nah – und doch so fern: Ralf Hartmann (Bastian Pastewka) und Maria Lampe (Anke Engelke) kommen einfach nicht zueinader. | ©Amazon Prime Video

    Anke Engelke & Bastian Pastewka sprechen im HÖRZU-Interview über ihre neue Serie „Perfekt verpasst“, Qualitätscomedy made in Germany und ihre private Beziehung.

    Sie zählt zu den beliebtesten Komikerinnen, Moderatorinnen und Schauspielerinnen in Deutschland. Mit ihrer Sketchshow „Ladykracher“ sowie zahlreichen Filmen und Serien hat Anke Engelke (58) ihr Talent zur Allrounderin hinlänglich bewiesen. Ihr Lohn? Unzählige Ehrungen und Auszeichnungen: vom renommierten Grimme-Preis über den Deutschen Comedypreis, den österreichischen Film- und Fernsehpreis Romy bis hin zur begehrten GOLDENEN KAMERA. Er steht ihr dabei in nichts nach: Bastian Pastewka (52), Komiker, Schauspieler und Drehbuchautor, begeistert Millionen von TV-Zuschauern mit der Sitcom „Pastewka“. Obendrein mit Kinoerfolgen wie „Der WiXXer“ und, ja, auch in vielen Fernsehfilmen und -serien, jüngst etwa in der ZDF-Komödie „Alles gelogen“. Und natürlich hat auch er zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst: GOLDENE KAMERA, Romy, Comedypreis (gleich mehrfach) sowie den Jupiter Award des Filmmagazins „Cinema“. Schon solo sind sie sensationell – gemeinsam aber scheinen sie unschlagbar.

    Anke Engelke und Bastian Pastewka, als Duo auch „Pastelke“ genannt, garantieren mit gemeinsamen Auftritten und Formaten immer Top-Quoten. Jetzt trumpft das populäre Traumpaar der Komik erstmals mit einer gemeinsamen Serie auf. Titel: „Perfekt verpasst“ (ab 15. August bei Amazon Prime Video verfügbar). Grundidee: Zwei Singles, die wie füreinander geschaffen wären, leben permanent aneinander vorbei. In allen möglichen Lebenslagen verpassen sie sich wie um Haaresbreite – obwohl sie in derselben Stadt leben und denselben Freundeskreis haben. Ein vielversprechender Ansatz, der tatsächlich exzellent unterhält – und das acht Folgen lang. HÖRZU traf die beiden Comedy-Stars zum exklusiven Doppelinterview über ihre neue Serie „Perfekt verpasst“, ihre Wandelbarkeit, ihre private Freundschaft – und den Wunsch vieler Zuschauer, sie mögen in Thomas Gottschalks Fußstapfen treten und „Wetten, dass..?“ wiederbeleben.

    Ein Interview von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz

    HÖRZU: Ein unbedarfter Verkäufer und eine kauzige Buchhändlerin sind Seelenverwandte – verpassen sich im Alltag aber immer wieder. Ist die Grundidee Ihrer Serie damit korrekt auf den Punkt gebracht?

    ANKE ENGELKE: Ja! Wir kennen doch alle Situationen, in denen wir darüber staunen, wie klein die vermeintlich große Welt ist – etwa, wenn wir feststellen, dass jemand, mit dem wir uns gerade unterhalten, vor 27 Jahren auf derselben Party oder in derselben Tanzschule war. Und dass alles irgendwie mit allem zusammenhängt. Vor diesem Hintergrund hatten wir die Idee, einmal zu thematisieren, warum so viele Menschen ihre Soulmates nicht finden.

    BASTIAN PASTEWKA: „Perfekt verpasst“ legt darüber hinaus den Fokus auf peinliche oder unbeholfene Augenblicke, die auf Missverständnissen beruhen oder ein Gefühl von Fremdscham verursachen. Und diese Missverständnisse gäbe es vielleicht nicht, wenn sich Buchhändlerin Maria und Verkäufer Ralf schon vor zehn Jahren an irgendeiner Weggabelung begegnet wären.

    Was war zuerst da, die Serienidee oder der Wunsch, endlich mal eine gemeinsame Serie zu drehen?

    PASTEWKA: Letzteres.

    Warum? 

    PASTEWKA: Weil Anke und ich uns gut leiden können. Während der Coronazeit im Sommer 2020, als wir uns alle isolieren mussten, haben wir viel telefoniert. Wir wollten unbedingt gemeinsam etwas Neues entwickeln und sind alle Spielformen durchgegangen. Irgendwann meinte Anke dann …

    ENGELKE: … dass sich unsere Figuren gar nicht kennen, wobei wir zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher waren, ob die Idee zu einer guten Kinokomödie, einer Serie oder einem Sketchformat wird. Denn Sketche finden wir beide super.

    PASTEWKA: Genau. Kurz stand mal wieder die Möglichkeit im Raum, falsche Zähne und dicke Brillen zu tragen …

    ENGELKE: … weshalb wir sogar überlegt haben, unser Kunstfiguren Wolfgang und Anneliese vielleicht noch mal aus der Schublade zu holen und sie mit einem Musical auf Welttournee gehen lassen. Wir haben damals in unserem Lockdown-Loft alles Mögliche rausgehauen. Das war ein kreativer, ergebnisoffener, wilder Prozess, bei dem wir einfach überlegt haben, worauf wir Bock haben. Doch Sketchfiguren haben wir dann doch lieber in „LOL: Last One Laughing“ ausprobiert. Also in Bully Herbigs Satireshow.

    Sie sind beide auch im Unterhaltungsbereich populär, man denke nur an „Wer stiehlt mir die Show?“. Was würden Sie dem ZDF antworten, wenn es Ihnen anböte, „Wetten, dass..?“ zu übernehmen – schließlich hat Thomas Gottschalk zwar Schluss gemacht, aber die Show ist laut ZDF noch nicht begraben?

    ENGELKE: Wir waren als Wolfgang und Anneliese mal sehr nah dran, als wir auf der „Wetten, dass..?“- Couch saßen. Ich erinnere mich noch gut und gerne daran, dass ich mich als Anneliese an Hugh Grant ranschmiss, während du als Wolfgang ein Auge auf Michelle Hunziker geworfen hast. PASTEWKA: Ja, das war im Sommer 2011, und du warst absolut sensationell.

    ENGELKE: Wobei Hugh nichts mit meinen falschen Zähnen und mit deinem Schnäuzer anfangen konnte.

    Zurück zur Frage: Wären Sie dabei?

    ENGELKE: Klares Nein! Unisono. Man müsste sich schon richtig geil finden, um das zu moderieren.

    Ganz ehrlich: Finden Sie sich denn nicht „geil genug“?

    BEIDE ZUSAMMEN: Nein!

    Sind die beiden Kunstfiguren Wolfgang und Anneliese denn für immer begraben?

    ENGELKE: Nein, alle Figuren leben noch. Die führen bloß ein Eigenleben. Wir haben über sie keine Kontrolle.

    PASTEWKA: Wir kennen die persönlich nicht mal – und telefonieren nie mit ihnen. Nur bei TikTok singen sie noch.

    Zwischen 2007 und 2013 parodierte das Duo als Ehepaar Funzfichler Stars wie Marianne und Michael, hier als Gäste bei „Wetten, dass..?“

    Bastian, gibt es im deutschen TV genug gute Comedy – oder brauchen wir angesichts der TV-Krimi-Dominanz eine TV-Comedy-Offensive?

    PASTEWKA: Reflexartig rufe ich immer sofort, dass es noch mehr komische deutsche Serien braucht. Aber dann fällt mir ein, dass etwa „Die Zweiflers“, „Merz gegen Merz“ oder „Die Discounter“ schon viel abdecken. Und es gibt ja auch Krimis, die mit Humor verbunden werden. Hier empfehle ich „The Tourist“ mit Jamie Dornan. Oder „The Rookie“ und die frühen Folgen von „Death in Paradise“.

    Anke, Ihre Rollen werden derzeit immer vielfältiger – vom Spionage-Mehrteiler Deutschland 86“ über die PolitThriller-Reihe „Tödliche Geheimnisse“ bis zur historischen Miniserie „Deutsches Haus“. Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Parts aus?

    ENGELKE: Ich werde immer besser darin, bei der Rollenauswahl auf mein Bauchgefühl zu hören. Wenn ich jemand anders sein darf, bin ich neugierig und habe Lust auf Grenzerfahrungen und frage mich, ob ich in bestimmte Rollen schlüpfen kann. Wichtig sind die Dialoge und, ob ich die Figuren verstehe – wie glaubwürdig ich sie finde. Früher wollte ich einige Rollen zwar gern spielen, hab mir das Spiel aber nicht zugetraut. Inzwischen bin ich mutiger.

    Sind Sie auch privat ziemlich beste Freunde? Oder doch „nur“ Kollegen?

    ENGELKE: Beides. Wir können das ausgezeichnet kombinieren. Ich habe festgestellt, dass es sehr hilfreich für die berufliche Zusammenarbeit ist, wenn man sich auch privat gut versteht. Im Kolleg*innenkreis habe ich nicht viele beste Freund*innen. Weil ich so wenig Zeit habe, finde ich einen überschaubaren Kreis besser. Und an Bastian ist es das Tollste, dass ich ihm viele Sachen nicht erklären muss, weil er mich „einfach lesen kann“. Dadurch verlieren wir nicht so viel Zeit.

    PASTEWKA: Stimmt genau. Bei vielen Komödianten-Komödiantinnen-Paaren hört man ja, dass sie sich privat nicht so gut leiden können. Bei uns ist das nicht so!

    ENGELKE: … und wenn ich mir jemanden aussuchen dürfte, der mich am meisten zum Lachen bringt, dann ist das Bastian Pastewka.

    PASTEWKA: Und bei mir andersrum genauso.

    Schlussfrage: Ist Humor in unserer politisch angespannten Zeit wichtiger denn je?

    ENGELKE: Wir bieten das an. Ist doch spitze, wenn Menschen die Möglichkeit haben, durch unsere Serie anders denkend, fühlend und – wenn’s klappt – lächelnd durchs Leben zu gehen.

    PASTEWKA: Wir können es nur anbieten. Humor ist immer ein „Kann“-Angebot.