"Polizeiruf 110" oder "Tatort" - Was ist eigentlich besser? HÖRZU hat die Antwort!

26.05.2024 um 17:15 Uhr
    Neuer "Polizeiruf 110: Funkensommer" | © BR Neuer "Polizeiruf 110: Funkensommer": In den Trümmern eines abgebrannten Verwaltungsgebäudes hat man eine verkohlte Leiche gefunden. Kriminalhauptkommissarin Cris Blohm und ihr Kollege Dennis Eden versuchen, das Geheimnis der Toten zu lösen. Unterstützt werden sie vom Brandermittler Hanno Senoner, der an Brandstiftung mit Todesfolge glaubt. Sonntag, 26. Mai, 20.15 Uhr im Ersten. | ©BR

    Mit dem neuen „Polizeiruf 110 aus München mit dem Titel „Funkensommer“ verabschiedet sich der Sonntagabend-Krimi im Ersten für viele Wochen in die Sommerpause. Immer öfter erzielt ein „Polizeiruf 110“ höhere Quoten als ein „Tatort“. Was sind die Gründe?

    Ein Artikel von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz

    Sie teilen sich den Sendeplatz am Sonntagabend, begeistern Millionen Krimifans und haben Topstars als Ermittler. So weit die Schnittmengen der ARD-Reihen „Polizeiruf 110“ und „Tatort“. Doch die Unterschiede sind gravierend: Während der „Tatort“ seit Langem schon in hoher Schlagzahl läuft – im Jahr 2023 zeigte Das Erste 35 neue Fälle –, durften die „110“-Kriminalisten im selben Jahr nur achtmal ran.

    Logisch, dass die höhere Frequenz den „Tatort“ populärer macht. Oder korrekter gesagt: gemacht hat. Denn seit der Krimireihe jährlich Zuschauer im sechsstelligen Bereich wegbrechen, wandelt sich das Bild. Und plötzlich schlagen „110“-Krimis wie am 24.3. „Schweine“ aus Cottbus (8,08 Mio. Zuschauer) einstmals quotenstarke „Tatorte“ wie den aus Dortmund.

    Alexandra Luschke (Gisa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) sind in Frankfurt/Oder im Einsatz, dritter Ermittler ist Vincent Ross (André Kaczmarczyk). Der letzte Fall "Schweine" kam auf 8,08 Mio Zuschauer*innen.

    Der kam am 18.2. mit „Cash“ nur auf 7,97 Millionen. Immer mehr Krimifans begeistert die Arbeit der „110“-Teams wie aus Frankfurt (Oder). „Tatorte“, etwa aus Frankfurt am Main, lassen sie zunehmend kalt. Das schlägt sich auch auf der Social-Media-Plattform „X“, einst „Twitter“, nieder. Hier erntet der „Polizeiruf 110“ mehr und mehr Lob, der „Tatort“ hingegen kassiert Prügel.

    So etwa während und nach der linearen Ausstrahlung der „110“-Folge „Der Dicke liebt“ aus Halle am 21.4., den zahlreiche Zuschauer auf der Plattform feierten – und nicht selten an die „Tatort“-Macher apellierten, sich ein Beispiel daran zu nehmen. So hieß es konkret: „Liebe Tatortmacher, schneidet euch mal ein bis zwei Scheiben vom Polizeiruf 110 ab! Dringend! So geht guter Krimi!“ (User „Krims Krams“). Oder: „Ich möchte bitte mehr Polizeiruf 110 und weniger Kasper-Tatort!“ (User „Oxx Froxx“). Doch was begeistert das Publikum plötzlich an der bislang eher stiefmütterlich behandelten Reihe?

    "Polizeiruf 110" aus Halle: Der letzte Fall "Der Dicke liebt" mit Peter Kurth hatte  7,52 Mio. Zuschauer*innen.

    Neben realistischen Fällen und „normaler“ Ermittlerarbeit ist es wohl besonders der Verzicht auf Experimente wie Horror- und ZombieKrimis, den Einsatz von Kinostars wie Til Schweiger als bloßen Zugpferden oder Kuriositäten wie Maria Furtwänglers eigenproduzierter Flop „Alles kehrt zurück“ mit Udo Lindenberg. Zu dem urteilte „Der Spiegel“: „Dieser ‚Tatort‘ wirkt, als hätten die Verantwortlichen einen Filmriss gehabt.“

    Dennoch wird der „Tatort“ auch 2024 mit 33 neuen Krimis weit präsenter sein als „Polizeiruf 110“ mit gerade mal sieben Fällen, wie ARD-Pressesprecher Lars Jacob verrät. Am 12.5. geht Claudia Michelsen in „Unsterblich“ auf Mörderjagd („110“ Magdeburg), am 26.5. Johanna Wokalek in „Funkensommer“ (München), im Herbst André Kaczmarczyk und Frank Schröder in „Wasserwege“ (Frankfurt (Oder)) und am Jahresende erneut Wokalek in „Jenseits des Rechts“. Nur noch viermal „110“ für den Rest des Jahres also.

    Trailer zum "Polizeiruf 110: Funkensommer" am 26. Mai

    Doch wenn sich die Publikumsgunst weiter verschiebt, muss Das Erste bald umdenken und dem „Polizeiruf“ mehr Platz geben. Ein David, der Goliath besiegt – es wäre nicht das erste Mal in der TV-Geschichte.