„Powerplay“: Deutsch-norwegische Serie über die ‚Merkel von Norwegen‘ macht mächtig Spaß!

16.08.2024 um 14:00 Uhr
    Neben Angela Merkel gilt Gro Harlem Brundtland bis heute als eine der bedeutendsten Staatslenkerinnen Europas.  | © NDR Neben Angela Merkel gilt Gro Harlem Brundtland (gespielt von Kathrine Thorborg Johansen) bis heute als eine der bedeutendsten Staatslenkerinnen Europas. Die biografischen Parallelen zwischen beiden Politiker*innen sind verblüffend: Beide sind Naturwissenschaftlerinnen und als Pragmatikerinnen bekannt. Beide wurden in ihren Anfängen chronisch unterschätzt, während sie unaufhaltsam ihre eitlen männlichen Konkurrenten aus dem Weg räumten. | ©NDR

    Wie wird man als erste Frau der Landesgeschichte zur Ministerpräsidentin? Mit der Hilfe intriganter Männer! Die Politsatire „Powerplay – Smart Girls Go for President“ in der ARD-Mediathek ist ein Feuerwerk an Absurditäten und verrückten Einfällen – nach wahren Begebenheiten.

    Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Kroiss

    Es ist typisch norwegisch, gut zu sein“, das hat Gro Harlem Brundtland einmal gesagt. Ein Satz, der viel über das Selbstverständnis der Norweger aussagt, von einer Frau, die stets bemüht war, gut zu sein, in einer Position, die das nicht immer zulässt: als dreimalige Ministerpräsidentin. So viel sei über die heute 85-jährige Gro, die in der norwegisch-deutschen Co-Produktion „Powerplay“ porträtiert wird, vorweggenommen. Der fiktionalisierte Werdegang der späteren „Landesmutter“ basiert „auf Wahrheit, Lügen und miesen Erinnerungen“, wie im Vorspann zu lesen ist.

    Tatsächlich ist alles, was in den zwei Staffeln erzählt wird, auch passiert; mit dem Unterschied, dass in der Serie – im Original „Makta“ (deutsch „die Macht“) – alle Register der Satire gezogen werden. Was die Geschichte, die hier 1974 einsetzt, auch hergibt. Denn Gro Harlem Brundtland, Ärztin mit einem Master der Harvard-Universität, Vierfachmutter und verheiratet mit einem konservativen Politologen, wurde aus dem politischen Nichts von den Strippenziehern der „Arbeiderpartiet“ zur Umweltschutzministerin und stellvertretenden Parteivorsitzenden ernannt.

    Einer der Gründe: Die UN erklärte das Jahr 1975 zum „Frauenjahr“. Offene Hinterzimmertüren Jede Menge Stoff, der im Verlauf der norwegischen Politik-Historie noch weitaus kuriosere Formen annimmt. Was die Serie genüsslich auskostet. So lassen die „Powerplay“-Macher Johan Fasting, Silje Storstein und Kristin Grue kein Politdrama auf die Welt los, sondern liefern eine Mockumentary ab, in der die Protagonisten in die (Wackel-)Kamera und zum Zuschauer sprechen.

    Mauscheleien und Besäufnisse in grobkörnigen Bilder tun ihre unterhaltsame Wirkung ebenso wie Hauptdarstellerin Kathrine Thorborg Johansen, die die Rolle mit Leichtigkeit trägt. Leicht war daran jedoch gar nichts: Wie Johansen in einem Interview mit dem norwegischen Sender NRK bekannte, bereitete sie sich in einem Maße vor, das an Besessenheit grenzte. So las sie über dreißig Bücher zum Thema. Ihrem Spiel sieht man das nicht an. Es ist echt gut. Typisch norwegisch eben.

    Die zweite Staffel von „Powerplay“ kommt am Freitag, den 16. August in die ARD Mediathek. Die lineare Ausstrahlung der sechs neuen Episoden erfolgt am 21. und 28. August sowie 4. September 2024 im NDR. Die erste Staffel der norwegisch-deutschen Koproduktion ist ebenfalls  hier in der ARD Mediathek verfügbar.