Der Pleite der SIGNA-Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko schlug in Deutschland ein wie eine Bombe. Wie konnte ein ehrgeizige Aufsteiger ohne Schulabschluss Banker, Investoren und nicht zuletzt die Politik derart hinters Licht führen? Die neue ARD-Doku "René Benko: Der Zocker und die Politik" (7. Febraur, 22.50 Uhr) will die Frage beantworten.
Die Reporter Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann haben bereits vor drei Jahren auf die dubiosen Geschäfte des Österreichers René Benko (46) in der ARD aufmerksam gemacht und begonnen, dessen undurchsichtiges Unternehmenskonstrukt zu durchleuchten. Über längere Zeit hinweg nicht mehr veröffentlichte Firmenbilanzen nährten den Verdacht, Benko verhindere ganz bewusst Einblicke in die tatsächliche Finanzkraft seines Imperiums. Hinzu kamen kaum nachvollziehbare Milliarden-Transaktionen u.a. über Stiftungen in Liechtenstein und Österreich und dubiose Geschäftspartner im In- und Ausland. Viele Fragezeichen, die Politiker aber nicht davon abhielten, weiter Geschäfte mit Benko zu machen.
Der Zusammenbruch der SIGNA-Gruppe könnte auch hierzulande Milliardenschäden nach sich ziehen: Hunderte Millionen Euro an Krediten deutscher Banken sind in Gefahr. Dutzende Großbaustellen in prominenten Lagen deutscher Städte stehen derzeit still. Galeria Karstadt Kaufhof muss eine dritte Insolvenz befürchten. Knapp 700 Millionen Euro Steuergelder, die vom sogenannten Wirtschaftsstabilisierungsfonds an den Warenhauskonzern flossen, wird man wohl auch für immer abschreiben müssen.
Hinter allem steckt ein Beziehungsgeflecht aus Günstlingen und Profiteuren, dessen Verästelungen nun auch in Deutschland sichtbar werden. Für Großprojekte wie den Hamburger Elbtower, Mega-Projekte in Berlin und München und nicht zuletzt seinen maroden Galeria Karstadt Kaufhof-Konzern hatte Benko auch in Deutschland ein feines Netz von Lobbyisten und Strippenziehern gesponnen, mit Verbindungen bis in die höchsten Etagen der deutschen Politik reicht: So waren u.a. die PR-Agenturen des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Ole von Beust und die von Ex-Außenminister Joschka Fischer für Benko im Einsatz, in Österreich stellten die ehemaligen Bundeskanzler Gusenbauer und Kurz insgesamt fast zehn Millionen Euro Beratungsleistungen in Rechnung.
Warum schaute kein politischer Entscheidungsträger hinter die Fassade der glänzenden Erfolgsstory, die offenbar auf hochriskanten Geschäften mit größtenteils geliehenem Geld basierte? Etwas wegen politische Einflussnahme gegen Geld? Ein schwerwiegender Verdacht, dem die Autoren in ihrer dritten Dokumentation über René Benko nun nachgehen.
"René Benko: Der Zocker und die Politik": Do, 7. Februar, 22.50 Uhr im Ersten