Ein Klassiker erfindet sich neu: Die aktuelle Verfilmung von „Ronja Räubertochter“ als Serie verzaubert Kinder und Eltern zugleich.
Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Kroiss
Freigeist, Wildfang, Entdeckerin: Wenn Ronja Räubertochter durch ursprüngliche Wälder über Stock und Stein hüpft, Schmetterlinge verfolgt und durch die Burgfeste der Räuberbande tollt, nimmt sie die Welt und alles, was in ihr geschieht, als großes Abenteuer wahr. Weder die unheimlichen Wesen der Dunkelvölker noch das Anspruchs- und Konkurrenzdenken ihres Räubervaters können ihr etwas anhaben. Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf mag das stärkste Mädchen der Welt sein und Michel der wagemutigste Wirbelwind, aber Ronja ist die vielleicht heldenhafteste Figur von allen – denn sie emanzipiert sich.
Generationen von Kindern haben sich mit Ronja verbündet und sind ihr durch die Gedankenwelt der schwedischen Autorin Lindgren (1907–2002) gefolgt. Mindestens ebenso viele haben den Kinofilm von 1984 (ZDF-Mediathek) oder die fürs Fernsehen zur Miniserie erweiterte Version gesehen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Serie, die in zwei Staffeln aufgeteilt im Ersten zu sehen ist (Mi, 25. Dezember, 20.15 im Ersten) – die ARD ist auch Co-Produzent.
Für Drehbuchautor Hans Rosenfeldt („Die Brücke“, Netflix) ein außergewöhnliches Erlebnis, wie er gegenüber HÖRZU begeistert äußert: „Es mag kitschig klingen, aber es war eine Ehre, mit so großartigem Ausgangsmaterial wie ,Ronja Räubertochter‘ arbeiten zu dürfen – und dann auch noch auf die Art und Weise, wie wir es taten. Wir hatten ein Budget, das es erlaubte zu tun, was wir wollten, damit es wirklich groß und episch wirkt.
Normalerweise kommt im Lauf einer Produktion immer irgendjemand und mahnt an herunterzufahren. Das war hier nicht der Fall.“ So fanden etwa Castings in ganz Schweden statt, bei denen gut 4000 Mädchen für die Titelrolle vorsprachen, das kostenintensive Shooting lief über einen Zeitraum von 220 Tagen, und die von einem Blitzschlag geteilte Burg von Räuberhauptmann Mattis und seinem Feind Borka beeindruckt durch perfekte Tricktechnik.
Viel mehr als die praktische Umsetzung seines Drehbuchs machten Rosenfeldt dann auch die möglichen Vorbehalte der Fans des innig geliebten Kinofilms zu schaffen. „Nostalgie ist eine mächtige Kraft, sie zu besiegen ist fast unmöglich“, weiß er. „Also sprechen wir mit unserer klassischen, im Mittelalter angesiedelten Coming-of-Age-Geschichte zusätzlich eine ganz andere Generation von Kindern und Eltern an. Zudem haben wir kein Remake des Films gemacht, sondern das Buch neu adaptiert“, führt der Drehbuchautor weiter aus. „Dabei wird unsere Version der Vorlage viel mehr gerecht, allein schon deshalb, weil wir zehn Stunden Erzählzeit haben.“
So erwacht Ronja – toll gespielt von Kerstin Linden – auch in der Serie so erfrischend eigensinnig wie eh und je zum Leben, freundet sich mit dem Sohn der verhassten Nachbarn an, zweifelt an der Familientradition, Räuber zu sein, und trotzt den Gefahren des Lebens. Wer regiert die Welt? Mädchen!