Erst verfolgt, dann verehrt: Mit einem Spielfilm und einer Doku erinnert das ZDF an das bewegende Leben des Moderators Hans Rosenthal.
Ein Artikel von HÖRZU Reporter Sven Sakowitz
Sie sind der Meinung, das war Spitze!“ Mit diesem Spruch und dem folgenden Luftsprung im Studio schrieb der Moderator Hans Rosenthal († 1987) Fernsehgeschichte. Die akrobatische Einlage war ein fester Bestandteil seiner Spielshow „Dalli Dalli“, die von 1971 bis 1986 im ZDF lief – mit riesigem Erfolg. Bis zu 20 Millionen Zuschauer schalteten den TV-Hit ein.
Was viele von ihnen nicht wussten – oder gar nicht so genau wissen wollten: Der gebürtige Berliner Rosenthal war Jude und hatte nur mit sehr viel Glück und dank der mutigen Hilfe dreier Frauen den Holocaust überlebt. Von März 1943 bis zum Kriegsende 1945 hielt er sich in einer Laube in einer Berliner Kleingartenanlage versteckt. Anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Rosenthal am 2. April erinnert das Zweite nun mit einem Spielfilm und einer Dokumentation an den großen Entertainer (Mo, 7. April, 20.15 Uhr).
Der Spielfilm erzählt nicht in typischer Weise von Rosenthals gesamter Karriere. Stattdessen fokussiert er sich auf eine wahre Begebenheit, die viel mit Rosenthals Überleben, seiner jüdischen Identität und seiner Rolle im Land der Täter zu tun hat.
Die Geschichte: Im Jahr 1978 steht für Hans Rosenthal (gespielt von Florian Lukas) die 75. Ausgabe von „Dalli Dalli“ an. Das Jubiläum soll am 9. November ausgestrahlt werden. An diesem Tag aber jährt sich die Reichspogromnacht von 1938 zum 40. Mal. Damals wurden im Deutschen Reich Hunderte Juden ermordet. Zum ersten Mal wird es in der Bundesrepublik eine öffentliche Gedenkfeier geben, zu der Rosenthal eingeladen ist. Soll ausgerechnet er an diesem Tag eine Show moderieren? Er bittet beim ZDF-Programmchef Dr. Horst Hummel (Hans-Jochen Wagner) darum, die Sendung zu verschieben, aber sein Wunsch wird abgelehnt.
Rosenthals Kinder Gert Rosenthal und Birgit Hofmann waren eng in das Projekt eingebunden. „Wir haben das Drehbuch bekommen und durften Passagen ändern, in denen wir unseren Vater nicht wiedererkannten“, berichtet Gert Rosenthal. „Nur ein Beispiel: Unser Vater war ein sehr bodenständiger Mensch, aber in der ersten Drehbuchfassung besaß er eine luxuriöse Villa und wurde von einem Arzt als Privatpatient behandelt. Dabei lebte er in einem bescheidenen Bungalow und war Kassenpatient. Aufgrund unserer Anmerkungen wurde das Drehbuch tatsächlich geändert. Mit dem Film sind wir nun sehr glücklich.“
Ihr Vater wäre es vermutlich auch gewesen. 1987 starb Hans Rosenthal mit nur 61 Jahren an Magenkrebs. Gert Rosenthal erinnert sich: „Kurz vor seinem Tod sagte er mir noch, dass man ihn schnell vergessen werde, weil er nur Spielshows gemacht hat. Dass man bis heute an ihn denkt und seine Geschichte erzählt, freut mich sehr.“