In einem Strafprozess am Berliner Landgericht wird der Vorwurf einer Vergewaltigung verhandelt. Es steht Aussage gegen Aussage. Die bekannte TV-Moderatorin Katharina Schlüter (Ina Weisse) und den Industriellen Christian Thiede (Godehard Giese) verbindet eine jahrelange heimliche Affäre. Jetzt sitzen sie einander als feindliche Parteien im Gerichtssaal gegenüber. Im Zeugenstand schildert Schlüter, wie aus dem zunächst einvernehmlichen Sex in Thiedes Wohnung eine Vergewaltigung wurde. Doch reichen Indizien wie Spermaspuren auf dem Kleid, das sie an dem Tag trug, als Beweismittel aus?
In dem neuen Gerichtsdrama „Sie sagt. Er sagt.“ von Ferdinand von Schirach (Mo, 26. Februar, 20.15 im ZDF), bei dem sich die Zuschauer selbst ein Urteil über Schuld und Unschuld machen sollen, spielt der ehemalige „Polizeiruf 110“-Kommissar Matthias Brandt den Anwalt des vermeintlichen Opfers. Ob er den Angeklagten für schuldig hält, will er im Interview mit HÖRZU nicht verraten.
Ein Interview von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz
Herr Brandt, was ist aus Ihrer Sicht das Besondere, das Alleinstellungsmerkmal, der USP, von „Sie sagt. Er sagt“?
Matthias Brandt: Da ich Schauspieler bin und keine Werbeagentur betreibe, tue ich mich schwer damit, so etwas zu beantworten. Zumal ich als Mitwirkender sowieso befangen bin, man kann sich ja immer nur wünschen, dass einem etwas gelungen ist. Ich wollte schon lange mal in einem klassischen Gerichtsdrama mitspielen, weil ich das Genre mag. Und Ferdinand von Schirach weiß offensichtlich genau, wovon er erzählt. Ich hoffe natürlich, dass sich das der Betrachterin und dem Betrachter auch so vermittelt.
Sie spielen Konrad Biegler, Ferdinand von Schirachs fiktives „Alter ego“. Was ist der Reiz an der Rolle?
Einen Rechtsanwalt zu spielen, der von einem Rechtsanwalt geschrieben wurde. Deswegen ist das eine klischeebefreite Figur.
Wie groß wäre Ihre Lust auf eine Serie bzw. lockere Reihe mit Konrad Biegler als Hauptfigur?
Da in den Schirach-Filmen oft ein Anwalt dieses Namens auftaucht, gibt es so etwas meines Wissens längst.
Glauben Sie an juristische „Gerechtigkeit“, an diesen nahezu abstrakt anmutenden Begriff, der schwierig zu erreichen ist angesichts der Tatsache, dass beispielsweise manche Beweise vor Gericht gar nicht zugelassen werden aufgrund von formalen Fehlern usw.?
Ich glaube an unser Rechtssystem, mit allen Schwächen und Fehlern. Mir fällt jedenfalls kein besseres ein.
Aussage gegen Aussage – doch sowohl das vermeintliche Opfer als auch der vermeintliche Täter lügen mindestens einmal. Frau Schlüter, als sie behauptet, ihr Leben sei bis zu der Vergewaltigung perfekt gewesen, was widerlegt wird, als Thiede ihre (und seine) Depressionen/dunkle Seiten thematisiert. Thiede wiederum, als er seine Verteidigerin ausführen lässt, Schlüter habe das rote Kleid gar nicht unter dem Mantel getragen – was das Video des Taxifahrers jedoch widerlegt. Wem glaubt der Mensch Matthias Brandt letztlich in „Er sagt. Sie sagt“? Dem vermeintlichen Opfer oder dem vermeintlichen Täter? Und warum?
Die ganze Konstruktion des Films läuft darauf hinaus, dass die Zuschauerin und der Zuschauer das für sich entscheiden sollen. Da wäre es kontraproduktiv, wenn die am Film Beteiligten anfangen würden, ihre privaten Einschätzungen dazu abzugeben. Das würde die Absicht des Films für mein Gefühl unterlaufen.
Unter vielen Männern gilt die Devise: Der Vorwurf einer Vergewaltigung, die nicht stattgefunden hat, ist für Frauen der ultimative Joker, um einen Typen fertig zu machen. Was ist da dran?
Das ist idiotisches Gerede. Ich kenne allerdings persönlich auch niemanden, der so ein Zeug redet.
Ihr nächstes spruchreifes Projekt? Was ist in der Pipeline?
Ich drehe gerade einen „Tatort“ in Frankfurt.