Affären, Spionage und ein vorgetäuschter Selbstmord: Die Serie „Stonehouse“ basiert auf dem Leben eines realen britischen Politikers.
Ein Artikel von HÖRZU Reporter Sven Sakowitz
Die Geschichte, die in der britischen Miniserie „Stonehouse“ (Do, 22. Februar, 20.15 Uhr bei Arte) erzählt wird, klingt vollkommen verrückt – aber sie basiert auf wahren Begebenheiten. Genauer: auf dem Leben des britischen Politikers John Stonehouse (†1988). Der stieg ab Ende der 1950er-Jahre in der Labour Party auf, war zwischen 1969 und 1970 Postminister und wurde für noch höhere Aufgaben gehandelt. Bekannt wurde er dann aber vor allem, weil er im November 1974 seinen Tod vortäuschte.
Dafür ließ er am Strand eines Luxushotels in Miami Beach seine Kleidung liegen. Es sollte so aussehen, als wäre er ertrunken. Während in Großbritannien Nachrufe auf ihn erschienen, war Stonehouse mit gefälschten Pässen und seiner Geliebten auf dem Weg nach Australien. Dort wollte er ein neues Leben anfangen, ließ Frau und drei Kinder in England zurück.
Es gab wohl mehrere Auslöser für Stonehouses lange geplante Flucht: Seine politische Karriere stockte, zudem war er wegen betrügerischer Geschäfte mit diversen von ihm gegründeten Unternehmen bereits im Visier der Behörden. Gerüchten zufolge war er auch seit den 1960er-Jahren als Spion für die Tschechoslowakei tätig. Doch endgültig bewiesen ist das bis heute nicht. Nur sechs Wochen nach seinem vermeintlichen Tod wurde er in Australien enttarnt und festgenommen, später in England zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Vonalldem erzählt der hervorragend ausgestattete Dreiteiler mit stilvollem Witz, angemessen schrägen Charakteren und auch einigen bitteren Momenten. Da bei nimmt er es mit der Wahrheit nicht immer genau. Etwa wenn Stonehouse gleich zu Beginn mit einem kompromittierenden Sexvideo zum Spionieren für die Tschechoslowakei gezwungen wird.
In der Hauptrolle als John Stonehouse überzeugt der preisgekrönte britische Darsteller Matthew Macfadyen („Succession“). „Wenn ich Stonehouse heute treffen könnte, würde ich ihn fragen, warum er seinen Tod vorgetäuscht hat“, sagt er. „Aber vermutlich könnte er das nicht beantworten. Manchmal folgt man halt einfach seinem Herzen und kann das eigene Verhalten nicht rational erklären.“