ARD reagiert arrogant auf „Tatort“-Kritik: „Nicht unser Anspruch“

20.11.2024 um 17:30 Uhr
    ARD reagiert arrogant auf „Tatort“-Kritik: „Nicht unser Anspruch“ | © SWR
    In der Folge "Lass sie gehen" vom 17. November suchen die Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) auf der schwäbischen Alb nach dem Mörder einer jungen Frau, deren Leiche in Stuttgart entdeckt wird. | ©SWR

    Für den neusten Stuttgarter "Tatort" hagelte es zuletzt scharfe Kritik. Jetzt hat der SWR auf einen Beschwerdebrief an den Sender reagiert.

    Der jüngst ausgestrahlte Stuttgarter "Tatort" mit dem Titel "Lass sie gehen" wurde im März 2023 im kleinen Dorf Bichishausen gedreht, das zu Münsingen (Kreis Reutlingen) gehört. Doch was die Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes sowie zahlreiche Statistinnen und Statisten jetzt im Ersten sehen mussten, wusste ihnen mal so gar nicht zu gefallen ...

    Der Film sei ein "Affront gegenüber den Menschen im ländlichen Raum und insbesondere auf der Schwäbischen Alb", schreibt Jochen Schuster, Vorsitzender des Tennisclubs TV Münsingen, an den SWR. Rund 130 Mitglieder und Freunde seines Vereins spielten als Komparsen in einer kurzen Szene des "Tatorts" mit. Als diese am Sonntag gespannt vor dem Fernseher saßen, sei der Großteil empört gewesen, wie der SWR aus dem Beschwerdebrief wiedergibt. Einige hätten sogar frühzeitig abgeschaltet.

    Stuttgarter "Tatort" bildet "ein Klischee über das Dorfleben nach dem anderen" ab

    "Die Art und Weise, wie das dörfliche Leben dargestellt wird, entspricht nicht der Lebensrealität des Jahres 2024", erklärt Schuster und nennt Beispiele: Die Menschen im fiktiven "Waldingen" fahren mit veralteten Geländewagen, beten viel und essen oft Schweinsbraten mit Knödeln. Es herrsche eine feindliche Stimmung gegenüber der Polizei und Fremden im Ort. Es sei "ein Klischee über das Dorfleben nach dem anderen" gezeigt worden, so Schuster, der ergänzt: "Ganz offenbar liegt der letzte Besuch der Drehbuchautoren auf dem Land Jahrzehnte zurück."

    Auch in den sozialen Medien sind haufenweise Kommentare zum neusten Stuttgarter "Tatort" zu finden, die in eine ähnliche Richtung gehen. "Habe mich sehr über die diffamierende und stereotype Darstellung des 'Dorflebens' geärgert", schreibt eine Userin beispielsweise. Eine andere meint: "Unglaublich, wie klischeehaft dieser Tatort daher kommt."

    Der SWR äußert sich zu den Vorwürfen

    Jetzt hat der SWR Stellung zu der scharfen Kritik bezogen: "Die Kritik am Film unterstellt die Erwartung, dass der 'Tatort' die Realität 1:1 abbildet. Das ist aber nicht unser Anspruch." Drehbuchautor Norbert Baumgarten und Regisseur Andreas Kleinert hätten sich die Freiheit der künstlerischen Zuspitzung genommen. Daher sei auch der Ortsname "Waldingen" fiktiv, konkrete Personen oder ihr Umfeld seien keinesfalls gemeint.

    In der Folge "Lass sie gehen" suchen die Ermittler Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) nach dem Mörder einer jungen Frau, deren Leiche in Stuttgart entdeckt wird. Ihre Eltern, den Verlobten und den Familienbetrieb im Dorf hat sie bei ihrem Umzug nach Stuttgart zurückgelassen. Während Lannert auf der Alb ermittelt und unter anderem Familie und Bekannte der Toten ins Visier nimmt, recherchiert Bootz in Stuttgart. Quelle: teleschau

    Geheimakte „Tatort“: So geht’s weiter in der Saison 24/25

    Highlights, Jubiläen, Abschiede und Neuzugänge: Die Saison 2024/25 der ARD-Krimireihe startet am 15. September mit einem Fall aus Wien. Ein Artikel von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz Tödliches Deutschland: In einem niedersächsischen Kloster geschieht ein Mord. Ein weiteres Tötungsdelikt ereignet sich in einer vollbesetzten Seilbahn im Schwarzwald. Ein tödlicher Sturz aus dem siebten Stock eines Kölner Eros-Centers hält die Polizei in Atem, der Fund einer von antiken Speeren durchbohrten Leiche in Münster ebenfalls. Und in Berlin treibt ein heimtückischer Scharfschütze sein Unwesen. Zum Glück ist das alles nicht die Realität, sondern Stoff von fünf der zahlreichen „Tatort“-Highlights, auf die sich die Krimifans in der Saison 2024/25 freuen dürfen. Allein in diesem Jahr, so verrät ARD-Sprecherin Tabea Werner im Gespräch mit HÖRZU, stehen noch 15 Erstausstrahlungen in der Krimireihe an. Los geht’s am 15.9. mit dem Wiener „Tatort: Deine Mutter“. Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser ermitteln in einem Mordfall in der Rap-Szene. Das größte Jubiläum der Saison hat laut Pressesprecherin Annette Gilcher der SWR in der Pipeline: So feiert bereits am 27.10. die laut repräsentativen Umfragen beliebteste „Tatort“-Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) mit dem Krimi „Dein gutes Recht“ über einen Mord im Juristenmilieu nicht nur ihren 80. Einsatz, sondern zugleich ihre 35-jährige (!) Zugehörigkeit zur „Tatort“- Ermittlerfamilie. Ihre Premiere erlebte sie am 29.10.1989. Anlass für den SWR, ein spannendes, virtuelles „Tatort“-Game zu produzieren, das die Fans im Anschluss an die Ausstrahlung gratis im Netz spielen können.

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    „Tatort“ aus Kiel: Abschied von Axel Milberg als Kommissar Klaus Borowski

    Axel Milberg verabschiedet sich nach über 20 Jahren von seiner Rolle als Kommissar Klaus Borowski. Das gab der NDR heute bekannt. Der letzte Fall mit dem Kieler „Tatort“-Kommissar wird 2025 zu sehen sein. Dann wird er zum letzten Mal mit seiner Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) ermitteln. In einem langen Statement, das der NDR heute veröffentlicht hat, erklärt Axel Milberg seine Entscheidung: „Es gab im 'Tatort' nie Routine, nichts wiederholte sich, jeder Kieler 'Tatort' war anders. Ich hatte dabei das Glück, fast immer in der Regie und bei den Drehbüchern eine neue Sicht auf Themen, Motive, Milieus und Erzählweisen kennenzulernen. Oft war es auch - ganz nebenbei - eine Liebeserklärung an meine erste Heimat, das Land Schleswig-Holstein. Das alles hat ein großes, ungewöhnlich engagiertes Team möglich gemacht, insgesamt sicherlich über 1000 Menschen in den bisher 38 Folgen. Ihnen und allen tollen Schauspielerinnen und Schauspielern bin ich dankbarer, als ich es hier sagen kann. Ich danke besonders auch dem treuen Publikum. So schön die Konzentration auf die Figur 'Borowski' war, nach 21 Jahren ändert sich der Markt und ich mit ihm. Ich habe daher die Leitung des NDR gebeten, unseren Vertrag nicht noch einmal zu verlängern und freue mich auf das Neue. Jetzt geht mein Blick nach vorne.“ NDR-Intendant Joachim Knuth erklärte dazu: „Eine Ära geht zu Ende. Axel Milberg hat den 'Tatort' aus Kiel über zwei Jahrzehnte geprägt und mit seiner Figur des Klaus Borowski einen ganz eigenen norddeutschen Charakter entwickelt, der wunderbar zu Schleswig-Holstein passt. Er ist ein Ausnahmeschauspieler, dessen Verwandlungskunst und Spielfreude im 'Tatort' mir sehr fehlen werden. Für seine großartige Arbeit danke ich ihm von Herzen und freue mich, dass er dem NDR in neuen Projekten erhalten bleibt." Wie geht es weiter? Zu Borowskis Nachfolge ist noch nicht viel bekannt. Der NDR teilt lediglich mit, dass ab 2026 Schauspielerin Almila Bagriacik (Mila Sahin) im Zentrum eines neuen NDR-Tatort-Teams in Kiel stehen wird. Wer dazu gehören wird, will der Sender noch bekanntgeben.

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