Der "Tatort: Hochamt für Toni" führt das TV-Publikum in die idyllische Oberpfalz - und Kommissar Voss in seine Vergangenheit als Berliner Student. Lohnt sich das Einschalten?
Ein Freund aus Studienzeiten wird erstochen und seine große Liebe von damals ist ebenfalls tot - Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs, geb. 1974) und schnell auch seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel, 64) glauben an eine Verbindung zwischen den beiden Fällen in der Oberpfalz. Doch der lokale Filz will das eine als Raubmord abtun und das andere als Suizid...
Nach Jahren ohne Kontakt wird Kommissar Voss (Hinrichs) eines Tages überraschend von seinem alten Freund Marcus Borchert (Pirmin Sedlmeier, 36) angerufen, der inzwischen Pfarrer ist. Marcus lädt Felix zur Sonntagspredigt ein. Er will etwas über Antonia Hentschel (Sina Martens, 35) enthüllen. Antonia, genannt Toni, war Felix' große Liebe während seiner Studienzeit in Berlin.
Zu der Predigt kommt es nicht: Marcus wird kurz vorher ermordet. Noch am Tatort erfährt Felix, dass sich Toni vor zwei Jahren das Leben genommen hat. Die örtliche Polizei vermutet, dass es sich bei dem Mord an Marcus um einen Raubmord handelt. Doch Felix ist der Meinung, dass es eine Verbindung zwischen dem Tod von Toni und von Marcus gibt. Allen Widerständen zum Trotz, beginnt er zu ermitteln. Unterstützung bekommt er dabei von seinen Kolleginnen Ringelhahn (Manzel) und Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid, 44).
Felix lernt Tonis Familie kennen, die auch zu Marcus' Predigt eingeladen war. Tonis Vater Johannes Hentschel (André Jung, 69) ist ein mittelständischer Industrieller, der in den letzten Jahrzehnten seinen Familienbetrieb zu einem der wichtigsten Zulieferer der Autoindustrie gemacht hat. Felix setzt alles daran, den Tod von Toni und Marcus aufzuklären und dringt so immer weiter in die Abgründe der Familie Hentschel vor...
Ja. Der "Tatort: Hochamt für Toni" (4.6., 20:15 Uhr, das Erste) ist ein klassischer Whodunit-Krimi, bei dem nach und nach immer mehr Menschen bei der Aufklärung des Falls mitmischen - obwohl der örtliche Polizeichef es gern anders gehabt hätte: "Ich habe gedacht, wir haben uns auf Raubmord geeinigt?" Doch auch Ringelhahn ist längst hellhörig geworden: "Wenn jemand sich bemüht, seine Kontakte spielen zu lassen, sollte man ihm genau auf die Finger schauen. Finden Sie nicht auch?"
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht eine Unternehmerfamilie, die idyllischer nicht wohnen könnte und doch gefesselt ist in einem überkommenen und nicht grundgesetzkonformen Rollenverständnis. Das macht die jüngste Tochter des Hauses Eva Hentschel dem Kommissar dann auch klar, als sie die Firmennachfolge erklärt: Ihre große Schwester Toni hätte es nicht werden können, "weil sie eine Frau war" (Hentschel). "Das ist doch Quatsch", sagt Voss, worauf Henschel erwidert: " Das kann nur ein Mann antworten."
Viele Szenen im Krimi spielen in der teilweise prärieartigen Region rund um Regensburg, in der die Franken-Kommissare eigentlich nicht zuständig sind. Die leicht melodramatischen Rückblenden, in denen über die Dreier-Beziehung von Voss und den beiden Toten erzählt wird, spielen dagegen vorwiegend an einem sommerlichen See in der Nähe von Berlin.
Der Film endet mit einem "In Gedenken an Stephanie Heckner" - damit erinnert der Bayerische Rundfunk an seine langjährige Leiterin der Redaktion Reihen und Mehrteiler. "Sie war nicht nur die Erfinderin des 'Tatort' Franken, den sie seit 2014 entwickelte, sondern verantwortete für den BR auch von 2013 bis 2020 den 'Tatort' München, außerdem die Eberhofer-Krimis oder die Krimis aus Passau im Ersten", heißt es vom Sender. Stephanie Heckner ist "am 27. März 2023 nach langer, schwerer Krankheit gestorben". Der "Tatort: Hochamt für Toni" war ihr letzter Film.
"Tatort: Hochamt für Toni": So, 4.6., 20:15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek