Heute zeigt das Erste den 47. „Tatort“-Einsatz für Boerne und Thiel im „mörderischen“ Münster. Der neue Fall „Fideralla-la-la-la!“ hat einen realen Hintergrund: Wohnungsnot.
Ein Artikel von HÖRZU Chefreporter Mike Powelz
Kaum ein Kinderlied ist so bekannt und beliebt wie „Die Vogelhochzeit“. Ausgerechnet dessen eingängiger Refrain „Fideralla-la-la-la!“ wird Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) im neuen „Tatort Münster“ aber zum Verhängnis: Auf einer feuchtfröhlichen Studentenparty an der medizinischen Fakultät, bei der neben Alkohol auch Cannabis konsumiert wird, trällert er sich berauscht und strippend durch sämtliche Strophen.
Die Quittung folgt am nächsten Morgen: Der Auftritt wurde gefilmt, über Nacht ist Boerne als „Fiderallala“ zum Social-Media Star geworden. Zudem leidet er unter einem massiven Blackout – und muss bald schon zwei Mordfälle klären: Nach dem ausgelassenen Fest, an dem neben Boerne auch sein Kollege Frank Thiel (Axel Prahl) teilnahm, wurde der Student Chris Haffmeister (Jonas Stenzel) ermordet.
Todesursache ist offenbar ein rätselhafter Stich, das einzige Indiz pinker Lipgloss auf den Lippen des Toten. Der führt Thiel und Boerne zu fünf Frauen – die nun unter Verdacht stehen: zu der durchtrainierten Kim (Bineta Hansen), den Studentinnen Resi (Rabea Lüthi) und Fraya (Meira Durand), die unter Erinnerungslücken leiden, sowie Frayas Mutter, der Coachin Solveig Menke (Adina Vetter). Zudem zu der labilen Lucy (Luise von Stein) – die den Mord überraschend gesteht.
Ein weiteres Verbrechen, die brutale Tötung eines pensionierten Germanisten, weckt jedoch Zweifel an Lucys Geständnis. Zudem rückt unerwartet ein Motiv in den Fokus: Wurde Chris Haffmeister ermordet, weil er Zugang zur Uni-Wohnungsbörse hatte, also zu den raren Apartments, die in Zeiten knappen Wohnraums halbwegs erschwinglich sind?
Regisseurin Isabel Prahl, die selbst aus Münster stammt, erklärt zum Thema des „Tatorts“: „In den vergangenen Jahren ist bezahlbarer Wohnraum immer mehr zu einem riesigen Problem geworden. Auch in Münster hat sich die Situation bereits dramatisch verschärft. So haben unsere Recherchen ergeben, dass einige Studierende beispielsweise in Turnhallen übernachten.“
Ein ernsthafter sozialer Konflikt, den Isabel Prahl nicht allein am verzweifelten Kampf der Studierenden um eine günstige Bleibe verdeutlicht, sondern auch am Beispiel von Kommissar Frank Thiel: Nach einem Streit mit seinem Vermieter flattert ihm die Kündigung ins Haus – und obwohl er ein hochrangiger, gut besoldeter Beamter ist, droht auch er auf der Straße zu landen.
Was mag Hauptdarsteller Axel Prahl am neuen Fall, der über weite Strecken eher ernst als spaßig ist , also sehr untypisch für Münster? Der 65-Jährige zu HÖRZU: „Für unser Team war das Thema Wohnungsnot tatsächlich ein erstaunlich ernstes! Denn leider ist die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum ja nicht nur in Münster, sondern auch in vielen anderen deutschen Städten gleichermaßen problematisch – von München über Berlin bis Hamburg.“
Prahl betont noch einen weiteren Aspekt: „Außerdem schätze ich an unserem neuen Fall, dass er ein wissenschaftliches Phänomen beleuchtet, über das ich wenig wusste: nämlich jene Methoden, mit denen Menschen falsche Erinnerungen eingepflanzt werden. Eine Art von Manipulation, über die unser ‚Tatort‘ die Zuschauer aufklärt.“