Sind Zoos Tierquälerei? Das sind bekannte Vorwürfe. „Tierärztin Dr. Mertens“-Hauptdarstellerin Elisabeth Lanz nimmt Stellung zu den Vorwürfen und erklärt, warum der Schutz der Tiere oberste Priorität hat.
Viele ihrer Kollegen sind Affen. Ja, die Rede ist von echten Schimpansen. Schauspielerin Elisabeth Lanz (53), die Schwester von "Der Bergdoktor"-Darstellerin Barbara Lanz, begegnet am Set der erfolgreichen ARD-Serie "Tierärztin Dr. Mertens" (13 neue Folgen, wöchentlich ab Dienstag, 18. März, 20.15 Uhr, auch in der Mediathek) täglich hautnah Tieren, die Kinderaugen größer werden lassen. Denn als Kulisse der Serie dient der Zoo Leipzig mit all seinen tierischen Bewohnern - und das nun schon seit rund 20 Jahren. Lanz geht dabei oft ein Risiko ein. Denn den Tieren ist das Drehbuch herzlich egal.
Wie sie eine Beziehung zu den Zoobewohnern aufbaut, verrät sie anlässlich der neuen Staffel und des anstehenden Jubiläums der 100. Folge (am Dienstag, 8. April) im Interview. Den Text auswendig zu lernen, reiche da jedenfalls nicht. Die gebürtige Österreicherin verrät auch: einfacher wurde es nicht. Schließlich werde der Stapel an Auflagen zum Tier- und Artenschutz immer größer. Dem kann die Mutter einer erwachsenen Tochter aber auch etwas Positives abgewinnen. Schließlich geht es doch in erster Linie um das Wohl der Tiere.
teleschau: Wie ist es, mit so vielen exotischen Tieren zu drehen?
Elisabeth Lanz: Leider wird uns die Arbeit mit Tieren auch in der Filmbranche zunehmend erschwert. Der Stapel an Auflagen, an die wir uns halten müssen, wird immer größer. Wenn man bedenkt, dass wir noch vor 20 Jahren mit Braunbären mitten in der Stadt von Leipzig gedreht haben vor einer Schule – das waren noch ganz andere Zeiten. Zwar sind viele Dinge in dieser Form heute nicht mehr möglich. Nichtsdestotrotz erzählen wir trickreich super schöne Geschichten.
teleschau: Trickreich?
Lanz: Ich möchte unseren Zuschauern und Zuschauerinnen nicht die Illusion nehmen, dass wir in allen Szenen hautnah mit den Tieren zu tun haben. Denn die Verbindung zwischen Mensch und Tier ist das Besondere, das Ausschlaggebende für eine gute Geschichte. In der Arbeitsweise wird das mittlerweile allerdings stark unterbunden. Auch im Zoo selbst wird zunehmend darauf geachtet, dass Pfleger und Tier so wenig Kontakt wie möglich haben.
teleschau: Wenn der Kontakt auf ein notwendiges Minimum reduziert wurde, verringerte sich automatisch das Risiko für Sie als Schauspielerin, oder?
Lanz: Jeder Kontakt mit egal welchem Tier birgt ein gewisses Risiko. Vor allem wenn es sich um Wildtiere handelt, die den Menschen nicht rund um die Uhr gewohnt sind. Da ist absolute Vorsicht und zu jeder Zeit Konzentration geboten. Selbst beim Dreh mit einer Katze kann jederzeit etwas schief laufen, weil sich Tiere nicht strikt nach einem Drehbuch verhalten.
teleschau: Ihnen liegt das Wohl der Zootiere sehr am Herzen. Auch wenn die Haltung artgerecht ist, gibt es aber Menschen, die die Zootierhaltung als Tierquälerei bezeichnen. Was sagen Sie den Kritikern?
Lanz: Ich verweise immer auf die vielen Programme, die der Zoo unter anderem zum Thema Artenschutz laufen hat. Davon abgesehen denke ich, dass vor allem diejenigen Kritik äußern, die auch die notwendigen Mittel haben, sich in Afrika die Big Five anzuschauen. Es gibt aber genug Leute, die diese Reise nicht machen können. Die würden vielleicht ein Leben lang keinen Tiger sehen.
teleschau: Womit man doch leben könnte, oder?
Lanz: Natürlich, aber ich bin fest davon überzeugt, dass ein kleines Kind, das in den Zoo geht und einen Tiger sieht, eine ganz andere Beziehung zu dem Tier aufbauen kann als ein Kind, das das Tier nur aus einem Buch kennt. Das Kind, das ein exotisches Tier in natura sieht, wird von seiner Herzensentwicklung und seiner Liebe zu Tieren her eher zum Tierschützer. Wenn ich als kleines Kind im Zoo war und mich als Erwachsener daran erinnere, ist das Tier für mich anders schützenswert, als wenn ich es nie gesehen hätte. Allein die Verbindung zwischen Mensch und Tier im realen Leben macht eine besondere Form des Tierschutzes möglich – auch für zukünftige Generationen.
teleschau: Wird es demnach in 50 oder 100 Jahren noch immer Tierparks geben?
Lanz: Ja, ich denke schon. Auch wenn manche sagen, die Faszination für Exotisches liege dem Menschen im Blut, geht es doch um mehr als Sensationen. Mit Zuchtprogrammen können Zoos nachweislich zum Artenschutz beitragen. Es sind schließlich Lebewesen wie du und ich, die zu unserer Welt gehören und uns Menschen auch widerspiegeln.
teleschau: Weil manche Menschen stark wie ein Tiger oder groß wie eine Giraffe sind?
Lanz: Oder eben schlau wie ein Fuchs. Es gibt einen Grund, warum man Tiere mit bestimmten Attributen versehen kann. Jedes Tier repräsentiert auch eine bestimmte Emotion. Es gibt viele Parallelen zwischen Mensch und Tier, die so viel tiefer gehen, als wir auf den ersten Blick erahnen können. Je mehr Tiere aussterben, umso trivialer wird das menschliche Gefühl. Ohne Kontakt zu Tieren stumpfen wir ab.
teleschau: Welches Tier berührt Sie am meisten und spiegelt Sie wider?
Lanz: Ich wäre gerne eine Mischung aus schwarzem Panther und einem Adler. Ich bin eine starke Frau und fasziniert vom Fliegen. In meinen Träumen habe ich das immer wieder geübt und praktiziert. Das erfüllt mein Herz. Im wahren Leben ist mir das leider nie gelungen (schmunzelt).
teleschau: Dr. Mertens sagt zu Beginn der ersten neuen Folge, dass Sie grundlos glücklich sei und das Leben einfach genieße. Wie definieren Sie für sich Glück – im Wachzustand?
Lanz: Eigentlich genau wie meine Rolle: sich einfach zu Hause fühlen, in die Welt schauen und die Sonnenstrahlen genießen. Sich an der eigenen Bewegung, an der eigenen Lebendigkeit erfreuen und den Moment leben und genießen. Und dann sage ich: „Wow, ich bin so glücklich und dankbar.“
teleschau: Warum mussten die Fans von Dr. Mertens zwei Jahre auf neue Folgen warten?
Lanz: Wir haben doch recht schnell nachgelegt mit den Dreharbeiten. Die Autoren müssen auch irgendwann die Drehbücher schreiben. Außerdem werden auf dem Sendeplatz in der Zwischenzeit dann eben auch andere gute Produkte gezeigt.
Quelle: teleschau