Eine brutale Mordserie erschütterte die USA der 70er-Jahre: Junge Flugbegleiterinnen wurden vergewaltigt und ermordet – ein Täter war schnell gefunden, doch Zweifel blieben. Die vierteilige ZDF-Doku "Die Stewardessen-Morde" beleuchtet nicht nur die grausamen Verbrechen, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen, die sie möglich machten. Ab heute ist die Serie in der ZDFmediathek abrufbar.
„Stew-Zoo“, so habe man laut John Nance, einem ehemaligen Piloten, die Wohnanlagen genannt, in denen überwiegend junge Flugbegleiterinnen wohnten. Sie sind Schauplatz einer der erschütterndsten Mordserien in den USA. Doch ob es sich wirklich um die Serie eines Mörders handelt, bleibt unklar. Unter dem Titel „Die Stewardessen-Morde“ begibt sich Karen Hoy auf die Suche nach Antworten.
Das ZDF zeigt die vierteilige Serie erstmals in deutscher Fassung - am 21. Februar, ab 01.15 Uhr, linear und ab heute in der ZDFmediathek.
Erstes Opfer in dieser Reihe ist die 26-jährige Jeannie Wadle, Flugbegleiterin, damals noch „Stewardess“, bei der Airline Braniff. Am 1. November 1978 wurde sie von einem fremden Mann in ihrem Appartement in einem „Stew-Zoo“ in Dallas aufgesucht, vergewaltigt und erdrosselt. Der flüchtige Mörder Jonathan Reed wurde wenige Wochen später bei einer weiteren Vergewaltigung gefasst, vor Gericht gebracht und zum Tode verurteilt. Doch ein weiterer Mord sät Zweifel über die Schuld von Reed.
Diese Zweifel haben Dokumentarfilmerin Karen Hoy ins Gefängnis zu Reed geführt, um den vermeintlichen Mörder zu interviewen. Bis heute plädiert er auf seine Unschuld im Fall Wadle. Die Serie ist so nicht nur True Crime-Grusel, sondern auch Justiz-Krimi und Gesellschaftskritik. Der „Stew-Zoo“ von Nance deutet es bereits an, und Ermittlerin Tara Owens bringt es auf den Punkt: „Diese brutalen Morde an Frauen, die unabhängig waren, Geld verdienten und ihr eigenes Leben führten, sagen viel aus über das Ausmaß der Frauenfeindlichkeit in der Gesellschaft.“
Denn was „Die Stewardessen-Morde“ auch zeigt, ist die gesellschaftliche Situation, die diese Morde ermöglichte. Im konservativen Texas der 70er-Jahre war eine Anstellung als Flugbegleiterin bei der modernen Airline Braniff eine Befreiung. Braniff setzte neue Maßstäbe in Sachen Glamour und Service und warb offensiv mit den attraktiven jungen Frauen in durchdesignten Uniformen. „Wir glauben, dass auch Stewardessen wie Frauen aussehen sollten“, heißt es einem der Werbespots. Eine Form der Sexualisierung, die heute kaum denkbar ist.
Über die Appartement-Komplexe der Airlines sagte der Ermittler Cliff Carpenter, hier seien die Flugbegleiterinnen wie „die Ziege am Pflock“ Stalkern und Gewalttätern ausgeliefert gewesen. Und so kam es auch. Neben Jeannie Wadle wurden hier drei weitere Flugbegleiterinnen vergewaltigt und erdrosselt. Die 70-er und 80-er waren nicht nur die Zeit des gesellschaftlichen Wandels und der freien Liebe, sondern gerade in Dallas in Texas auch die Zeit der Kriminalität.
Radioreporter Richard Rays erinnert sich an die damalige True Crime-Welle und die Anforderungen aus der Programmdirektion: „Je mehr Blut, desto höher die Einschaltquote.“ Die Morde an den Flugbegleiterinnen, „eine Geschichte voller Abgründe und Monster“, sind für ihn der traurige Höhepunkt dieser Zeit. Auch „Die Stewardessen-Morde“ spart die harten Details der Morde nach True Crime-Manier nicht aus, nimmt sich aber glücklicherweise als Dokumentation ernst, indem sie die Komplexitäten der Fälle und ihres gesellschaftlichen Hintergrunds nicht ausspart.
Alle vier Teile a 45 Minuten von „Die Stewardessen-Morde“ gibt es am 21. Februar, ab 01.15 Uhr, im ZDF zu sehen und sind bereits ab heute, 15. Februar 2025, in der ZDFmediathek abrufbar.
Quelle: Matthias Deuring / teleschau