Die neue ZDF-Doku „Die Wahrheit über Haribo“ zeigt, wie der deutsche Süßwarenhersteller Haribo die Welt eroberte – und dennoch immer wieder in der Kritik steht. Die Süßigkeiten werden in über 100 Ländern verkauft, aber zu welchem Preis?
Ein Artikel von HÖRZU Reporter Hendrik Thies
Einen Sack Zucker, einen Herd, einen Kupferkessel, eine Walze – viel mehr brauchte Hans Riegel im Jahr 1920 nicht, um die ersten Fruchtgummis herzustellen. Als „Versuchslabor“ diente dem gelernten Bonbonmacher eine in die Jahre gekommene Hinterhofwaschküche im Bonner Stadtteil Kessenich. Gut 100 Jahre später zählt Riegels Firma Haribo zu den zehn größten Süßwarenherstellern der Welt. Der Name des Unternehmens leitet sich aus den Anfangsbuchstaben seines Vor- und Zunamens sowie des Ortes ab, in dem die deutsche Erfolgsgeschichte begann.
Eine neue Doku (Fr, 19.Juli, 20.15 Uhr bei ZDFinfo) blickt jetzt zurück auf die Anfänge, den langen Weg zum Weltkonzern und die Herausforderungen, mit denen Haribo im Lauf der Jahrzehnte konfrontiert ist. Und natürlich auf das beliebteste Produkt im Sortiment: die Goldbären.
Die verzücken ab 1922 die Gaumen der Nation – zunächst noch unter dem Namen „Tanzbären“. Mit fünf Zentimetern Länge muten sie größer und dünner an als heute. Zudem enthalten sie noch keine Gelatine, die aktuell für die elastische Konsistenz sorgt. Für zwei Stück müssen Naschkatzen damals einen Pfennig auf den Tresen legen. Unter ihnen ist auch ein extrem prominenter Fan: der ehemalige Kaiser Wilhelm II. Der Ex-Monarch, der seit 1918 im Exil in den Niederlanden lebt, soll sich die Tanzbären kistenweise bestellt haben – für ihn „das Beste, was die Weimarer Republik hervorgebracht hat“.
Aufgrund des Erfolgs seiner Süßwaren, zu denen ab 1925 auch Lakritz gehört, wächst Hans Riegels Unternehmen rasch. Auf seine erste Mitarbeiterin, seine Gattin Gertrud, folgen Dutzende weitere Angestellte, die für Produktion, Verpacken und Ausliefern zuständig sind. Als während des Zweiten Weltkriegs viele Fabriken schließen oder auf Kriegswirtschaft umstellen müssen, darf Haribo weiterproduzieren: Die Lakritzschnecken der Firma werden als billig herzustellender und praktisch unverderblicher Sattmacher für die Soldaten an der Front gebraucht. Nach dem Krieg starten die Riegel Söhne Paul und Hans jr. einen Neuanfang und setzen die Süßwarenproduktion im Sinne ihres 1945 verstorbenen Vaters fort.