TV-Koch Alexander Herrmann: Wie er nach dem Tod der Eltern seinen Weg fand

28.04.2025 um 16:15 Uhr
    Geehrt mit zwei MichelinSternen: Starkoch Alexander Herrmann (53). | © Imago
    Geehrt mit zwei MichelinSternen: Starkoch Alexander Herrmann (53). | ©Imago

    In der TV-Doku „Der Spitzenkoch aus Franken“ zeigt Sternkoche Alexander Herrmann, wie er lernte, mit einem schweren Schicksalsschlag zu leben.

    Ein Artikel von HÖRZU Chefreporterin Mirja Halbig

    Fernsehbühne, Scheinwerferlicht, Glanz & Glamour: Bei manchen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, ahnt man nicht, mit welchen Herausforderungen sie das Leben schon konfrontiert hat. Zu ihnen zählt Sterne- und TV-Koch Alexander Herrmann. In der BR-Doku „Lebenslinien: Alexander Herrmann. Der Spitzenkoch aus Franken“ (Mo, 28. April, 22 Uhr, BR) berichtet der 53-Jährige über einen frühen Schicksalsschlag, der ihn traf, als er gerade einmal neun Jahre alt war: Seine Eltern starben damals durch einen Autounfall. Im Interview mit HÖRZU spricht der Sternekoch darüber, wie er trotzdem seinen Weg fand.

    Mit neun Jahrer erbt der TV-Koch das Restaurant seiner Eltern

    Heimat ist für den neunjährigen Alexander das „Posthotel“ in Wirsberg, Oberfranken. Seit 1869 ist es im Besitz der Familie. Bis zu ihrem Tod führen die Eltern das traditionsreiche Haus. Klar ist immer: Ihr einziger Sohn soll ihnen einmal nachfolgen. Als der Junge Hotel und Restaurant wegen des Unglücks bereits mit neun Jahren erbt, übernehmen Onkel und Tante übergangsweise den Betrieb und kümmern sich so gut es geht um das Kind.

    „In der Situation waren zwei Dinge sehr wichtig. Im Gegensatz zu einem normalen Haushalt war ich nicht allein und wurde nicht aus meiner normalen Umgebung gerissen“, erinnert sich Alexander Herrmann. „Mein Alltag und mein Tagesablauf waren durch das Hotel und verschiedene Bezugspersonen im Hotel stabil. Der zweite Punkt war, dass es für mich kein Problem war, mehr Verantwortung für mich selbst zu übernehmen. Dies ist vielleicht ein Wesenszug von mir.“

    Das „Posthotel“ in Wirsberg, Oberfranken (Archibild). | ©Imago

    Neben Großeltern, Onkel und Tante sind es Angestellte im Posthotel, die für Alexander Herrmann wichtige Vertrauenspersonen werden und Geborgenheit schenken, etwa die Hausdame, der Küchenchef und der Hausmeister. „Ich war wohl ein netter Kerl“, erinnert sich der Spitzenkoch heute, „kein Revoluzzer, eher zurückhaltend. Einer, den man einfach gern haben musste, sagte unsere Hausdame einmal in einem Interview.

    Während Alexander Herrmann mit zwölf Jahren in der Schule ins Schlingern gerät, hat er seine berufliche Zukunft bereits zu dem Zeitpunkt fest im Blick: Er will in die Gastronomie. Nach der Ausbildung zum Koch bei Stefan Rottner in Nürnberg sammelt er Erfahrungen in Sternerestaurants in Deutschland und Belgien. Mit 24 Jahren kehrt er ins bayerische Familienhotel zurück und wird dort Küchenchef. Welchen Einfluss der frühe Tod seiner Eltern auf sein Leben hatte? „Ich habe dadurch vielleicht weniger infrage gestellt, dass ich Koch werden will“, sagt Herrmann. „Das Erbe meines Vater ist mir wichtig.“

    Zum Fernsehen kommt der Gourmetkünstler 1997 durch eine Zeitungsannonce: Er bewirbt sich für das „Kochduell“ bei Vox. „Im Casting habe ich mit meiner Spontaneität gepunktet“, sagt der Franke. „An der Arbeit vor der Kamera gefällt mir, dass sie eine andere Seite von mir fordert, eine persönlichere. In der Küche bin ich in erster Linie Handwerker und habe Führungsverantwortung. Dem Zuschauer muss ich einen Grund geben, mir zuzuschauen.“ Das gelingt ihm immer wieder, etwa in „The Taste“ auf Sat.1. Auch seinem Hotel hat er damit einen Bekanntheitsschub beschert. Ein bewundernswerter Weg.

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