Beschreibung
In Frankreich war sie lange eine Fremde; Marie Antoinette wurde nur "die Österreicherin" genannt. Doch wer weiß schon, dass sie bereits im Alter von 14 Jahren zum Unterpfand einer Verbindung mit geopolitischem Zweck wurde? Kaum dem Kindesalter entwachsen, wurde sie mit dem um ein Jahr älteren introvertierten späteren Ludwig XVI. verheiratet. In aller Öffentlichkeit musste sie sich in sein Bett begeben. Sie wurde ihrer Familie, ihrem Land und ihrer Kultur entrissen. Die Schönheit und Unschuld der jungen Braut bezauberte die Franzosen. Mit 19 Jahren wurde sie Königin, und die Hoffnung eines ganzen glückshungrigen Volkes lastete auf dem anmutigen jungen Paar. Sie war lebensfroh und unbesonnen, aber wie sollte es auch anders sein bei einem Leben im goldenen Käfig von Versailles? Natürlich suchte die meisthofierte Dame Frankreichs, deren Mann erst nach sieben Jahren die königliche Ehe vollzog, nach Zerstreuung im prunkvollen Leben. Ihre Mutter, die österreichische Kaiserin Maria Theresia, versuchte vergeblich, die junge Königin vor den heraufziehenden Schatten zu warnen. Marie Antoinette verspielte riesige Summen und verschuldete sich bei Vergnügungen. Der König hatte die Staatskasse nicht besser im Griff. Doch der durch die Skandalpresse geschürte Ärger der Öffentlichkeit richtete sich auf die Königin. Es kam zu einem wahren "Bilderkrieg" mit unzähligen Karikaturen und Flugschriften - auch pornografischen Inhalts. Im Kontext solcher Erniedrigungen kam es zu einer ersten Verurteilung der Königin in der berühmten Halsbandaffäre. Sie war das Werk hochrangiger Betrüger und ruinierte den Ruf Marie Antoinettes endgültig. Der Tod des ersten Thronfolgers, der Sturm auf die Bastille, die Inhaftierung, die Schreckensherrschaft der Jakobiner, ihre in Varennes vereitelte Flucht, der Krieg gegen Österreich und die Hinrichtung des Königs waren nur weitere Etappen des unausweichlichen Schicksals. Marie-Antoinette übernahm schließlich die Rolle der Königin der Gegenrevolution - die Ehefrau, die ihrem Mann im gemeinsamen Schicksal treu ergeben ist. "Erst im Leid erfahre ich mein wahres Ich", schrieb sie, die sich im Angesicht des Todes ihrer eigentlichen Existenz bewusst wurde. Die letzte Königin Frankreichs wurde im Alter von 38 Jahren enthauptet. So ging Marie Antoinette in die Geschichte ein. Das in dieser Dokumentation gezeichnete Porträt Marie Antoinettes hat mit den zeitgenössischen Karikaturen nichts gemein. Mythos und Wahrheit werden mit Hilfe von Expertenmeinungen, zahlreichen Illustrationen und einigen nachgestellten Spielszenen lebendig. (arte)