„Der Leopard“: Netflix-Remake eines zeitlosen Meisterwerks

Jens Gebhardt
05.03.2025 um 17:00 Uhr
    „Der Leopard“: Netflix-Remake eines zeitlosen Meisterwerks | © Netflix
    Der sizilianische Patriarch Don Fabrizio (Kim Rossi Stuart, re.) hat das Sagen im Fürstenhaus Salina. | ©Netflix

    Netflix hat sich an die Neuauflage eines Meisterwerks getraut: 1860 erschüttern in „Der Leopard“ Machtkämpfe und die Liebe das sizilianische Fürstenhaus Salina.

    Ein Artikel von Felicitas Bläsche für unser Magazin STREAMING

    Das Schloss mit Meerblick – oder doch lieber das Anwesen auf dem Land mit mehr Zimmern, als man je bewohnen könnte? Der sizilianische Fürst Don Fabrizio Salina (Kim Rossi Stuart) lebt 1860 im Überfluss. Der Patriarch weiß um seine politische Macht und die Bewunderung der bürgerlichen Schicht. Gelangt seine Kutsche an eine Kontrolle, wird sie schnell durchgewunken. Doch dann rücken Truppen unter Giuseppe Garibaldi an, der nicht nur Sizilien von der Herrschaft des Adels befreien will.

    "Der Leopard" - ab 5. März bei Netflix

    Ausgerechnet Fabrizios mittelloser Lieblingsneffe Tancredi (Saul Nanni) schließt sich den Aufständischen an und arbeitet sich bis zum General hoch. Als Tancredi sich in die reiche, doch bürgerliche Angelica (Deva Cassel) verliebt, muss Don Fabrizio entscheiden: Lässt er die nicht standesgemäße Verlobung zu und sichert so den Wohlstand des Clans – oder gibt er dem Wunsch seiner Tochter Concetta (Benedetta Porcaroli) nach, die Tancredi selbst heiraten möchte?

    Fabrizios Neffe ist sich sicher: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.“ So kämpft er unter General Garibaldi für die Freiheit Italiens – zum Leidwesen Fabrizios. Als Tancredi von den Befreiungszügen zurückkehrt, scheint er Concettas Gefühle zunächst zu erwidern. Doch nach einem verhängnisvollen Festmahl kommt alles ganz anders.

    Der italienische Autor Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957) erzählte in seinem einzigen Roman „Der Leopard“ (ital. „Il Gattopardo“) die Geschichte seiner eigenen Familie während der Unabhängigkeitskriege in Sizilien. Detailliert beschrieb er die Gedanken des Fürsten und erschuf zudem ein Abbild der Natur Siziliens und der mit Pracht gefüllten Anwesen der Familie Salina.

    So hatte Regisseur Luchino Visconti vor 62 Jahren eine perfekt Vorlage für seine bis heute als Meisterwerk gefeierte Verfilmung. Der Filmklassiker endete mit einer Szene, in der Don Fabrizio durch die Straßen Palermos wandert. In Lampedusas Roman findet hingegen noch ein Zeitsprung ins Jahr 1910 statt. Nach dem Tod Don Fabrizios müssen dessen Töchter Concetta, Carolina und Caterina die Schätze und Reliquien des streng katholischen Clans hüten.

    Sorgte sich Don Fabrizio schon zu Lebzeiten um die Bedeutung der Familie, zeigt sich nach seinem Tod die schwindende Macht der Salinas: Die Kirche säubert das Anwesen von falschen Reliquien. Den von vielen bewunderten Kinoklassiker Viscontis als Sechsteiler neu zu verfilmen, ist eine Herausforderung, bietet jedoch auch die Chance, sich mehr Zeit für die pralle Geschichte und die Entwicklung der Charaktere zu nehmen.

    Regie führt der Brite Tom Shankland, der bisher TV-Serien wie „Les Misérables“ (2018) oder „Die Schlange“ (2021) inszenierte. In einem Statement für Netflix sagte Shankland, er habe sich von der „blendend leuchtenden“ Darstellung der sizilianischen Gesellschaft angezogen gefühlt, „mit all ihren delirierenden und köstlichen Widersprüchen – schön, aber gewalttätig, großartig, aber verfallend, sinnlich, aber religiös“. Erste Bilder und Trailer versprechen eine überaus opulente Ausstattung, die dem großen Thema gerecht werden könnte.

    Streaming
    Streaming