In "Dunkelfeld" ermittelt heute Jürgen Vogels Team von "Jenseits der Spree" mit dem Ensemble um Katharina Böhm aus "Die Chefin". Gemeinsam müssen Hauptstädter und Bajuwaren mehrere Todesfälle rund um einen Pharmakonzern aufklären.
Ein Primetime-Freitagabend im ZDF, das bedeutet vor allem Krimikonstanz. Seit den Tagen von "Derrick", "Der Alte" und "Ein Fall für zwei" liebt es das Publikum, seine Ermittler lange, das heißt über viele Jahre, zu begleiten. Auf einem guten Weg dorthin ist Jürgen Vogel mit seinem Berliner Stadt(rand)-Krimi "Jenseits der Spree". Die immerhin vierte Staffel endet an diesem Freitag mit einem Zweiteiler, der ab 21.15 Uhr direkt in die 15. Staffel von Katharina Böhms "Die Chefin" übergeht. Crossover-Folge nennt man so etwas im Serienjargon, wenn sich die Charaktere zweier unterschiedlicher Formate begegnen.
"Jenseits der Spree: Dunkelfeld (1)" heißt die erste Folge des Zweistünders, der mit "Die Chefin: Dunkelfeld (2)" abgeschlossen wird. Gemeinsam stellen sich die Ermittler aus Berlin und München geheimnisvollen Todesfällen, die im Umfeld eines Pharmakonzerns geschehen.
Der Fall beginnt im wörtlichen Sinne an der Spree. Polizist Simon Asmus (Oleg Tikhomirov) findet auf seiner morgendlichen Joggingrunde am Wasser einen schwer verletzten Mann, der wenig später verstirbt. Es handelt sich um den jungen Mitarbeiter eines Pharmaunternehmens, das in Berlin eine revolutionäre Abnehmpille entwickelt. Die Berliner gehören zu einem Münchner Konzern. Als dort Sandra Huber, Laborassistentin im Pharmakonzern, von einer Autobombe getötet wurde, vermuten die Ermittler einen Zusammenhang.
Die Münchner Vera Lanz (Katharina Böhm), Paul Böhmer (Jürgen Tonkel) und Korbinian Kirchner (Jonathan Hutter) reisen nach Berlin, um sich mit ihren Kollegen Robert Heffler (Jürgen Vogel) und Mavi Neumann (Aybi Era) auszutauschen. Bald stoßen sie auf Geheimnisse wie V-Männer und eine Influencerin, die im virtuellen Raum für das neue Medikament wirbt. Die Leiterin des Berliner Pharmaunternehmens (Annika Kuhl) gibt sich ebenso unwissend wie ihr Münchner Chef (Andreas Pietschmann). Verbergen die beiden etwas?
Zwölf Jahre hat "Die Chefin" bereits auf dem Buckel. Mit dem nach wie vor skeptischen Blick Katharina Böhms ging die Serie des zuvor für seine Serie "KDD - Kriminaldauerdienst" gefeierten Autoren Orkun Ertener 2012 auf Sendung. Damals waren manche Fans der sehr innovativen Serie "KDD" etwas enttäuscht, dass sich Ertener mit "Der Chefin" wieder dem etwas klassischeren Krimi-Terrain widmete. Der Erfolg und die Langlebigkeit des Münchener Krimis um eine Ermittler-Witwe, deren Mann erschossen wurde, geben dem ZDF-Krimi jedoch recht.
Ein bisschen staubt es schon, wenn die nicht gerade extravertierte Vera Lanz auf den ebenso in sich gekehrten Ermittler und Dreifach-Vater Robert Heffler, also Jürgen Vogel trifft. Im Drehbuch, das erstaunlicherweise laut Credits nicht gemeinsam verfasst wurde (Teil eins: Etienne Heimann, Teil zwei: Peter Kocyla) begegnen sich beiden Teams aus Berlin und München ein wenig eher, oder sagen wir "sachorientiert".
Viel Zeit für Privates bleibt in knapp 120 Minuten ohnehin nicht. Einmal dürfen die "Young Talents" aus Berlin und München, Mavi Neumann und Korbinian Kirchner, während einer gemeinsamen Observation, ihren Love-Interest-Status prüfen. Ein anderes Mal nimmt Paul Böhmer Robert Heffler mit auf eine Autofahrt durch München und stört mit lautem Classic Rock das Telefonat des alleinerziehenden Vaters mit einer seiner drei Töchter. Mit anderen Worten: Viel Zwischenmenschliches ist bei dieser Hatz rund um industrielle Machenschaften und ihr dubioses Personal nicht zu erwarten.
Der Fall weist interessante Aspekte auf, wirkt aber insgesamt auch in seinem Personaleinsatz etwas zu "gebaut". Trotzdem eine gute Idee, dass sich die zusammenaddiert 19 Staffeln ZDF-Ermittler mal an einem Freitagabend im Programm begegnen. Dass dabei eine besondere Chemie entstanden wäre, kann man allerdings nicht feststellen.