Geplante TV-Duelle in der Kritik: ARD & ZDF rechtfertigen sich

19.12.2024 um 13:00 Uhr
    Geplante TV-Duelle in der Kritik: ARD & ZDF rechtfertigen sich | © Imago
    Noch-Kanzler Olaf Scholz soll im TV-Duell gegen Friedrich Merz antreten. | ©Imago

    Die Programmpläne der ARD und des ZDF zur Wahlberichtserstattung vor den Neuwahlen im kommenden Frühjahr haben heftige Kritik hervorgerufen. Die geplanten TV-Duelle lösten vor allem bei den Grünen und der AfD Empörung aus. Nun meldeten sich die Sender zu den Reaktionen zu Wort.

    Amtsinhaber und SPD-Kandidat Olaf Scholz gegen CDU-Herausforderer Friedrich Merz. Robert Habeck von den Grünen gegen Alice Weidel von der AfD. So lauten die Pläne von ARD und ZDF für die beiden TV-Duelle, die zwei Wochen vor den angesetzten Neuwahlen im kommenden Jahr ausgestrahlt werden sollen. Ein Wahlberichterstattungs-Programm, das für jede Menge Empörung sorgt.

    Schnell machten sowohl AfD als auch Grüne ihrem Ärger Luft. Letztere stellten klar, dass Habeck für ein solches Duell nicht zur Verfügung stehen würde und das im Vorfeld auch so kommuniziert worden sei. Nun haben sich ARD und ZDF zu Wort gemeldet und sich gegen die Kritik verteidigt.

    ZDF und ARD verteidigen Entscheidung

    Ein ARD-Sprecher erklärte auf "DWDL"-Anfrage: "Es stimmt nicht, dass sich der Spitzenkandidat der Partei Bündnis90/Die Grünen, Robert Habeck, bereits vor der Einladung von ARD und ZDF schriftlich gegen eine Teilnahme ausgesprochen hätte." Eine etwas andere Formulierung wählte ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten.

    Gegenüber "Mediasres" gestand sie im Deutschlandfunk: "Wir haben in der Tat gehört, dass die Grünen (...) lieber eine Triellsituation bevorzugt hätten." Schausten ergänzte allerdings, dass sie es zwar nachvollziehbar finden würde, dass sich Habeck im Kampf ums Kanzleramt auf Augenhöhe mit Scholz und Merz bewegen möchte, doch würden "nicht alle Umfragen aller Umfrageinstitute diese Augenhöhe hergeben".

     

    Weiter erklärte die Journalistin, dass es nicht die Aufgabe der Sender sei, Wünsche zu erfüllen. Es ginge stattdessen darum, "eine gute Balance zu finden, wo alle entsprechend auch ihrer Umfragestärke zu Wort kommen". Eine Viererrunde grenze zeitlich zu nah an der Elefantenrunde drei Tage vor der Wahl, sodass laut Schausten zu wenig Abwechslung und Vertiefung gegeben wäre.

    Schausten betonte, "zwei gleichwertige Duelle zur gleichen Sendezeit in der Primetime auf dem gleichen Sendeplatz, im gleichen Set" geplant zu haben, womit sie dem Vorwurf einer Benachteiligung von Grünen und AfD widersprach. "Jedenfalls kann ich sagen, der Eindruck, es gebe ein Duell, zu dem dann manche nicht eingeladen werden, ist ja nicht richtig."

    Auch eine Dreierrunde - und damit ein Ausschluss der AfD - sei laut Schausten nicht fair gewesen. "Wenn wir auf die Umfragewerte gucken, auch auf die letzten Wahlergebnisse der AfD, dann ist sie doch erfolgreich", begründete sie den Entschluss der Sender, zwei Zweier-Duelle zu wählen. "An der Stelle haben wir redaktionell entschieden, dass wir gesagt haben, dann ist doch die vertiefende Information in zweimal 90 Minuten für die Zuschauer eine bessere und intensivere Vertiefung als einmal eine Sendung mit vier."

    Wie geht es nun nach der Absage von Robert Habeck mit den TV-Duellen weiter? Hierzu gibt die ARD an, die "mediale Absage" zwar zur Kenntnis genommen, bislang aber "keine schriftlichen Absagen als Antwort auf unsere Einladung" erhalten zu haben. Vom ZDF heißt es auf "DWDL"-Anfrage: "Sollte Robert Habeck wie medial angekündigt nicht an dem Duell mit Alice Weidel teilnehmen wollen, wird das ZDF dem Prinzip der abgestuften Chancengleichheit entsprechend den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Robert Habeck angemessen Sendezeit in anderen Formaten einräumen."

    Caren Miosga: Der Bundeskanzler sorgt für ihre Rekordquote

    Diesen Auftritt wollten sich viele Menschen nicht entgehen lassen: Bundeskanzler Olaf Scholz war am Sonntagabend einziger Gast in Caren Miosgas gleichnamiger Talkshow und trieb die Quote in die Höhe. Es ging um die Frage, wie es nach dem Ampel-Aus nun weitergeht. Der Bruch der Ampel-Regierung und die Frage nach der Zukunft treibt viele Menschen in Deutschland um. Seit Mittwochabend wird auch in den Talksendungen eifrig über die Hintergründe, die Schuldigen und das weitere Prozedere diskutiert. Caren Miosga (55) begrüßte in ihrer Sendung am 10. November nach dem "Tatort" Bundeskanzler Olaf Scholz (66) - und dazu schalteten so viele Zuschauer wie noch nie ein. Auch viele junge Zuschauer Ab 21:45 Uhr verfolgten laut AGF-Videoforschung im Schnitt 4,68 Millionen Menschen das Gespräch im Ersten, in dem sich der SPD-Mann einigen kritischen Fragen stellen musste. Der Marktanteil lag demnach bei 21 Prozent. Wie das Medienmagazin"DWDL" bilanzierte, stellt das für "Caren Miosga" einen Rekord dar. So viele Zuschauer wie mit der jüngsten Sendung seien noch nie mit dem Format erreicht worden. So schalteten rund 1,3 Millionen Menschen mehr ein als in der vergangenen Woche. Auch beim jungen Publikum war der Marktanteil mit 20,4 Prozent ungewohnt hoch. Im Mittelpunkt des Abends stand die Frage, wie es jetzt weitergeht - und wann die Vertrauensfrage und die Neuwahlen kommen. Er sei bereit, die Vertrauensfrage bereits noch vor Weihnachten im Dezember zu stellen, betonte der Kanzler. Das stelle für ihn "überhaupt kein Problem" dar. Er wolle Neuwahlen zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Er habe den Rauswurf von FDP-Finanzminister Christian Lindner (45) nicht "als Pokerspiel inszeniert" und wolle die Neuwahl nicht an Verhandlungen über Gesetzesvorhaben knüpfen. "Niemand macht immer alles richtig" Caren Miosga wollte auch wissen, wieso seine SPD-Kollegen ihn nach der Entlassung Lindners mit Applaus empfangen hatten. Zuvor war diese Szene viel kritisiert worden - etwa bei "Markus Lanz" (ZDF). Der Moderator (55) hatte sich gewundert, wieso an so einem Abend gefeiert werde. Im Gespräch mit Miosga betonte Scholz, er habe den Beifall nicht als Feiern, sondern als Zustimmung aufgefasst. Zudem fühlte ihm die 55-Jährige auf den Zahn, was seine Mitschuld am Scheitern der Regierungskoalition betreffe. "Niemand macht immer alles richtig", gestand Scholz zwar ein, betonte aber, dass er sich stets um Einigungen bemüht habe. "Es war oft über die Grenze dessen, was zumutbar war. Es hat mir gereicht, den Bürgerinnen und Bürgern auch." Er habe "für den Kompromiss und die Kooperation" immer wieder "auch gute Miene zu einem ziemlich bösen Spiel gemacht". Tagessieg für den "Tatort" Der Quoten-Bestwert von "Caren Miosga" reicht freilich nicht an die Formate heran, die vor ihr im Ersten liefen: Der "Tatort" - diesmal mit der Folge "Borowski und das ewige Meer" - fuhr wie gewohnt den Tagessieg ein. 7,95 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer schalteten ein. Die "Tagesschau" sahen 7,64 Millionen.

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