„Herbstresidenz“: So fängt Tim Mälzer Senioren mit Speck

Jens Gebhardt
05.03.2025 um 14:30 Uhr
    Tim Mälzer mit einer Altenheim-Bewohnerin in der "Herbstresidenz". | ©

    Tim Mälzer spricht im Interview über sein neues Projekt „Herbstresidenz“: ungewöhnliche Hilfe in einem Seniorenheim.

    Ein Artikel von HÖRZU-Chefreporter Mike Powelz

    Zehn Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen machen eine anerkannte Ausbildung als Pflegehelfer oder Betreuer. Und zwar in der Etage eines Pflegeheims an der Mosel, in der rund ein Dutzend ältere Menschen leben. So lautet die Kernidee der neuen, vierteiligen TV-Dokureihe „Herbstresidenz“ mit TV-Koch Tim Mälzer (54) und Schauspieler André Dietz (49). Die Aufgaben der beiden Promis, die das Heim an der Mosel 90 Tage übernehmen: Dietz, der im Vorfeld einen Crashkurs zu Alten- und Krankenpflege absolvierte, agiert als Mentor der Azubis und ist obendrein Streitschlichter.

    Mälzer versucht, die alten Menschen durch neue Projekte und Aufgaben zu aktivieren, etwa durch gemeinsames Kochen und Infos zur Ernährung. Obendrein will das Duo die Wohnetage des Heims optisch umgestalten, um für die Bewohner ein echtes „Wohnzimmer-Gefühl“ zu schaffen. Zudem sollen beide Stars Sorge dafür tragen, dass viele der Azubis nach ihrer Aus- bzw. Weiterbildung eine Festanstellung bekommen. Klingt ambitioniert – und zugleich sehr berührend! Wie kam es zu dieser Idee?

    „Aus Erfahrung wissen wir, dass Personen mit Behinderung nicht nur eine Bereicherung für die Gemeinschaft sein können, sondern auch das Leben der Seniorinnen und Senioren positiv beeinflussen – eine echte Win-win-Situation“, weiß Produzent Sascha Gröhl, der bereits Erfahrung mit Inklusion durch Mälzers ähnliches Projekt „Zum Schwarzwälder Hirsch“ (2022) hat. In dieser mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Dokureihe half der Koch 13 Menschen mit Downsyndrom, ein Restaurant in Küche und Service selbstständig zu leiten. Auch damals stand ihm André Dietz zur Seite.

    Im Gespräch mit HÖRZU berichtet Tim Mälzer von den Anfängen des neuen Projekts, dem ersten Kennenlernen der Heimbewohner und Helfer: „Aus professioneller Distanz und mit humorvollem Blick betrachtet war das ein spezieller Moment, denn wir hatten eine Truppe, die fast übermotiviert, fröhlich und voller Tatendrang auf die Bewohner zustürmte. Die Seniorinnen und Senioren waren überhaupt nicht darauf vorbereitet. So kam es schnell zu einem verbalen Stillstand, bis Helfer und Bewohner etwas behutsamer aufeinander zugingen und letztlich zueinanderfanden.“

    Insgesamt, so Mälzer weiter, sei dieses Aufeinandertreffen auch deshalb beeindruckend gewesen, „weil sich zwei Gruppen unterschiedlicher Generationen und mit unterschiedlichen Bedürfnissen“ öffnen und aneinander herantasten mussten und „durch das, was sie der jeweils anderen Gruppe geben konnten, langsam zueinanderfanden. Die positive Energie, die dabei entstanden ist, war wirklich irre.“

    Wie man Mäuse fängt

    Gab’s einen Moment, der Mälzer besonders berührte? „Ja“, so der TV-Koch, „etwa die Reaktionen, als ich erstmals Speck gebraten habe. Ich wollte ihn bloß als Raumduft, aber dann haben die Bewohner plötzlich aufgeguckt, den Duft gerochen und gelächelt.“ Der ansonsten so stille Speiseraum, so Mälzer, sei daraufhin relativ schnell zu einer Kommunikationsoase geworden: „Wir haben noch eine Tafel hingestellt, alles etwas schöner eingedeckt – und plötzlich haben sich die Menschen einander zugewandt, ihre eigenen Geschichten erzählt und begonnen, etwas von sich preiszugeben. Der Spruch ‚Mit Speck fängt man Mäuse‘ hat hier im wahrsten Sinne des Wortes funktioniert.“

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