Textiler Goldrausch: Die ARD-Miniserie „Levi Strauss und der Stoff der Träume“ zeigt die Erfindung der Jeans und läuft heute (3. Januar, 20.15 Uhr) nonstop im Ersten.
Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Ulrike Schröder
Es beginnt mit einer Zerreißprobe: Um die Stabilität ihrer patentierten Hose öffentlich zu demonstrieren, lassen die Hersteller das Kleidungsstück zwischen zwei Pferde spannen, die sodann in entgegengesetzte Richtungen ziehen. Die Hose hält! Dieses Motiv ziert noch heute das Etikett jeder Levi’sJeans. Und mit ebendieser Szene beginnt auch die Miniserie „Levi Strauss und der Stoff der Träume“, die sich den Erfindern des robusten Textilwunders widmet. Plural, wohlgemerkt: Die meistverkaufte Hose der Welt ist zwar auf ewig mit dem Namen Strauss verbunden. Hier wird aber auch dem zweiten „Gründervater“ ein Denkmal gesetzt: Jacob Youphes alias Davis. Denn ohne den Schneider aus der Hansestadt Riga wäre dieses Wunder nie wahr geworden.
Auf die Zerreißprobe folgt eine ausführliche Rückblende – „frei nach wahren Begebenheiten“: Levi Strauss aus Buttenheim nahe Bamberg ist der Sohn eines Hausierers. Mit seiner Schwester Fanny zieht er von Haus zu Hof und preist Kurzwaren wie Knöpfe an. Nach Vaters Tod steht die Familie vor dem Nichts. 1847 wandern Levi und Fanny nach New York aus, wo ihre Halbbrüder einen Textilhandel betreiben.
„Für mich sind Jeans alltäglich“, sagt Titeldarsteller Vincent Redetzki. „Umso interessanter, sich mit der Entstehung dieser Weltmarke zu beschäftigen. Ich wusste nicht, dass Levi Strauss ein deutscher Jude war, der nach Amerika emigriert ist. Migration ist meines Erachtens ein Thema, das viel zu negativ konnotiert ist. Wir brauchen dringend positive Erzählungen.“
So wie die Erfolgsgeschichte von Levi Strauss. Dass der Jacob Davis schon auf der Überfahrt in die USA begegnet, ist indes wohl eher dramaturgischer Kniff als Fakt: An Bord erzählt Letzterer dem Deutschen vom Goldrausch, der Tausende von der US-Ostküste aus nach Westen treibt. Die Hochburg ist San Francisco. Strauss’ Geschäftssinn ist geweckt, er eröffnet dort eine Filiale – und holt bald die frischverheiratete Fanny nach. Doch in der explosionsartig wachsenden Boomtown kann das Gesetz nicht Schritt halten: Der tüchtige Textilhändler wird brutal bedroht und erpresst. Der „Pate“ von San Francisco und dessen Schläger fordern Schutzgeld ein.
Davis verschlägt es derweil nach Nevada, wo er in einem Goldgräbercamp Zelte und Kleidung flickt. Eine Sisyphosaufgabe. Tatsache: Arbeitshosen an den Taschen mit Nieten aus Pferdegeschirr zu verstärken, war seine Idee. Da Davis aber das Geld für die Patentierung fehlte, wandte er sich an Stofflieferant Levi Strauss. Am 20. Mai 1873 hielt man endlich das fair geteilte Patent in Händen. Die letzte Etappe bis zu diesem Triumph – hier zugespitzt zum Wettlauf gegen die Zeit und skrupellose Konkurrenz – ist besonders mitreißend. Zunächst war der strapazierfähige Jeansstoff übrigens beige. Wie die Nietenhose schließlich als „Blue Jeans“ die Welt eroberte, steht hier: