In "Mordlichter - Tod auf den Färöer Inseln" geht es um die brutale Jagd auf Wale - und den Mord an einem Tierschutzaktivisten. Krimis, die mit deutscher Besetzung im Ausland spielen, laufen in der Regel am Donnerstagabend im Ersten. Da wird „Mordlichter“ wohl nur regelmäßig zu sehen sein, wenn die Pilotfolge mit guten Quoten überzeugt. Eine Fortsetzung wurde bisher nicht produziert.
Mit "Trom - Tödliche Klippen" (2022) gab es schon mal eine Krimi-Serie, die auf den Färöern spielt und auf den Krimis des färöischen Schriftstellers Jógvan Isaksen basiert. Eine eindrucksvolle Hauptrolle spielen darin die wilde Atlantikküste, die abgeschiedene Lage und die einsame, grüne Landschaft der formal zu Dänemark gehörenden Inselgruppe. Und das ist nicht das einzige, das "Mordlichter - Tod auf den Färöer Inseln" (Sa, 29. März, 20.15 Uhr im Ersten) mit "Trom" gemeinsam hat. Ein Zufall?
Jedenfalls erscheinen die Parallelen des ARD-Degeto-Krimis (Buch: Christiane Dienger, Martin Sommer) zu dem ZDF- und ARTE-koproduzierten dänischen Sechsteiler offensichtlich: Beide Male steht ein Journalist respektive eine Journalistin im Mittelpunkt. Beide kehren nach langer Zeit auf ihre Heimatinsel zurück und geraten in einen Mordfall, der mit dem Walfang zusammenhängt - und der sie mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Hier allerdings enden die - offensichtlichen - Parallelen.
Kaum ist Johanna (Odine Johne) in ihrer alten Heimat angekommen, gerät sie in eine Gruppe von Aktivisten, die gegen die Tötung von Grindwalen demonstrieren, die weltweit nur noch auf den Färöern erlaubt ist - wenn auch nur mit Genehmigung und für den Eigenbedarf. Auch Johannas Vater, der einst auf ungeklärte Weise auf hoher See ums Leben kam, war Waljäger. Als einige seiner alten Freunde nun die Demonstrierenden aggressiv angehen, ist sowohl Johanna als auch den Zuschauern klar: Auf der Insel herrscht in jeglicher Hinsicht ein rauer Wind.
Und wie: Nur wenig später stößt Johanna am Fuß einer Klippe auf die Leiche des Aktivisten Pierre. In seinem Rücken steckt eine "Lanze", wie man sie zum Töten von Walen verwendet. Die Ermittlungen übernimmt der Polizist Bjørn (Jan Krauter), Johannas Sandkastenfreund.
Durch die Aktivistengruppe rund um den Skipper Harms (Henning Baum) erfährt Johanna, dass die Waljäger die Tiere verbotenerweise mit Peilsendern taggen statt sie wie bisher zu "spotten". Hat Pierre das herausgefunden und musste deswegen sterben? Je länger Johanna nachforscht, desto mehr erkennt sie, dass die Inselbewohner jede Menge Geheimnisse vertuschen, auch über ihre eigene Familie. Ihre Ermittlungen führen sie bald nicht nur zu einer schockierenden Entdeckung, sondern bringen sie schließlich sogar in Lebensgefahr.
"Als ihr klar wird, dass sie ihr Leben lang belogen wurde, will sie unbedingt Antworten finden und die Wahrheit endlich ans Licht bringen. Das kann ich nachempfinden", erklärt Hauptdarstellerin Odine Johne, die sich mit ihrer zur Landschaft passenden spröden, ruhigen Ausstrahlung als perfekte Besetzung für die Rolle in diesem sehenswerten Krimi erweist.
Sehenswert weniger aufgrund des Kriminalfalls als der Thematik, die immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Regisseurin Ute Wieland erinnert sich im ARD-Interview an Videos von in die Enge getriebenen Walen am Strand, von Männern, die "mit langen Messern blutige Kerben in die zuckenden Walkörper schlugen, Kinder turnten fasziniert dazwischen herum, das Meer färbte sich rot, ein Blutbad". Der Film soll aber keine Anklage sein. Wieland stellt sich - und den Zuschauern - die Frage: "Haben wir das Recht, andere Nationen zu belehren, während es im eigenen Land genug Schlachthäuser, Massentierhaltung und Doppelmoral gibt?"
"Mordlichter" regt aber nicht nur zum Nachdenken an. Die grandiosen langen Landschaftseinstellungen (Kamera: Eeva Fleig) machen bei aller Düsternis des Films dennoch neugierig auf diese Färöer Inseln. Ob auch Johanna dorthin zurückkehren wird? Der Krimi ist zwar nicht als Start einer Reihe angekündigt, vermutlich möchte man bei der ARD aber einfach erst einmal die Einschaltquoten abwarten.
Einer der wenigen Kritikpunkte muss bei allem Lob dennoch genannt werden: Dass Bjørn und Johanna als Kinder auf ihrer Färöer Insel "Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein" gespielt haben wollen, versetzt der Glaubwürdigkeit, die in Filmen, in denen deutsche Schauspieler Einheimische anderer Länder verkörpern, ohnehin schon leidet, einen weiteren und völlig unnötigen Stoß. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.