Röhre als Arbeitsplatz: Neue TV-Doku zeigt Alltag auf U-Boot der deutschen Marine

24.01.2025 um 13:00 Uhr
    Röhre als Arbeitsplatz: Neue TV-Doku zeigt Alltag auf U-Boot der deutschen Marine | © NDR
    Kommandantenschüler Kapitänleutnant Patrick während der Kommandantenprüfung auf U36. | ©NDR

    Hightech unter Wasser: Eine NDR-Doku zeigt den Alltag an Bord des modernsten U-Bootes der deutschen Marine, dem U36.

    Es ist etwa 57 Meter lang und über elf Meter hoch und doch gelingt es dem Koloss, sich in der Ostsee zu verstecken: „U36“ ist das modernste UBoot der Bundeswehr. Es gilt als Superwaffe mit dem leisesten Antrieb der Welt und ist schwer zu orten. Der NDR ging vier Tage an Bord und hat Kommandantenschüler auf dem Weg zu ihrer Prüfung begleitet. Etwa zwölf Jahre arbeiten sie auf diese Position hin. Ein Zeitraum, in dem sich die politische Weltlage komplett gewandelt hat. Die „Nordstory“Dokumentation „Kommandantenprüfung auf U36“ (Fr, 24. Januar, 20.15 Uhr im NDR) zeigt, wie hart der Alltag der Anwärter ist und warum sie alles geben, um ihr Ziel zu erreichen.

    In HÖRZU verrät der Kommandeur, Fregattenkapitän Nickelsdorf, was die größte Herausforderung für Besatzungen ist. Harmonie trotz der Enge Zwei Wochen am Stück kann „U36“ abtauchen. Wie tief, das ist geheim. Dann ist der Arbeitsplatz eine Röhre mit einer 20 Zentimeter dicken Stahlwand ohne Fenster. „Es gibt keinen Rückzugsort – das ist etwas, woran sich jeder erst mal gewöhnen muss“, sagt Fregattenkapitän Nickelsdorf. „Da ist absolute Teamfähigkeit gefordert.“ Es gibt zwar einen kleinen Fitnessbereich, aber von allen wird nur eine Dusche und eine Toilette benutzt.

    Nur vier Stunden Schlaf am Stück

    Auch das Bett wird geteilt – während einer schläft, arbeitet der andere. „Im Einsatz wird nur etwa vier Stunden am Stück geschlafen. Daran gewöhnt sich der Körper“, sagt Nickelsdorf. Alle sechs Stunden ist ein Wachwechsel. Das bedeutet: Sechs Stunden Wache und danach bleiben sechs Stunden zum Essen, Putzen, Waschen, Schlafen. So geht es immer weiter. Nickelsdorf: „Schlafforscher ermitteln aktuell in unserem Auftrag, welches der beste Rhythmus ist, um sich gut konzentrieren zu können. Gegebenenfalls werden wir das anpassen.“

    Das U36 ist das modernste U-Boot der Bundeswehr und hat Platz für 28 Besatzungsmitglieder – da ist kein Raum für Privatsphäre. Länge: 57,1; Meter Breite: 7 Meter; Besatzung: 28 Verdrängung unter Wasser: 1860 Tonnen;  Abschussrohre: 6. | ©NDR

    Das NDR-Team war beeindruckt von der Stimmung an Bord: „Trotz der extremen Enge erlebten wir eine absolute Harmonie. Die Charaktere passten gut zusammen. Es wird auch gern gelacht, aber wenn es ernst wird, weiß jeder sofort, was er zu tun hat, und ist hoch konzentriert“, sagt Filmemacher Philipp Jeß. Er hat erfahren, wie knallhart das Auswahlverfahren für die Kommandantenschüler ist. Mehrere Jahre sind sie in verschiedenen Offiziersposten an Bord. Sie erhalten Training am Simulator, Schulungen in Taktik und Technik. Ein Kommandant muss sein Boot perfekt kennen – im Falle einer solch komplexen Technik gar nicht so einfach.

    Ein Gigant unter Wasser

    Das UBoot der 212AKlasse mit 4200 PS besteht aus mehr Einzelteilen als ein Airbus 380. Sechs Torpedos sind an Bord, die eine Reichweite von 50 Kilometern haben und die Kraft, einen Flugzeugträger zu versenken. Die Verantwortung eines Kommandanten ist enorm – es geht um viele Menschenleben und einen Materialwert von 500 Millionen Euro. Die große Hoffnung aller: dass die Besatzung von „U36“ nie den Ernstfall erleben wird. M