Kurz vor Heiligabend schickt das ZDF mit "Nord Nord Mord - Sievers und das Geisterhaus" einen neuen Sylt-Krimi aussichtsreich ins Quotenrennen, der augenzwinkernd mit Gruselklischees spielt. Sievers und sein Team untersuchen den Tod einer Schriftstellerin.
So ein Reetdachhaus einfach mal abfackeln zu können, davon träumt mancher bei der Sylter Feuerwehr. Nur selten bekommt sie Gelegenheit, die ebenso pittoresken wie teuren Hütten der deutschen Edel-Insel zu Trainings- und Schulungszwecken in eine Feuersbrunst zu verwandeln. In "Sievers und das Geisterhaus", dem neuen Film aus der immens erfolgreichen ZDF-Reihe "Nord Nord Mord" (Mo, 23. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF) muss das Vorhaben der Brandlöscher aber erst mal gestoppt werden, als Feuerwehrchef Bosse Iwersen (Thomas Niehaus) bei einer letzten Begehung des Hauses eine relativ frische Frauenleiche entdeckt. Warum hat sie sein Kollege Kjell Lassen (Lasse Myhr), der den eigentlich finalen Rundgang machen sollte, davor nicht gesehen?
Die Sylter Kommissare Carl Sievers (Peter Heinrich Brix), Ina Behrendsen (Julia Brendler) und Hinnerk Feldmann (Oliver Wnuk) stellen bald fest, dass es sich bei der Toten um die designierte neue Inselschreiberin Silke Kasper handelt. Die Sylterin war kurz nach dem Abitur nach Berlin gegangen und sollte nun in ihre Heimat zurückkehren. Hatte jemand etwas dagegen?
Und warum haben so viele, die sich im alten Reetdachhaus umtun, das Gefühl, als würde es hier spuken? Aus der Ferne scheint man Stimmen zu hören. Hin und wieder fallen einfach mal Kacheln wie durch Geisterhand von der Wand.
Die Ermittlungen laufen in verschiedene Richtungen: Ramona Reuber (die am 8. Dezember 2024 verstorbene Lilly Forgách), Besitzerin des Hauses, will ihre Hütte möglichst bald wegen lukrativer Neubauprojekte brennen sehen. Schon einem anderen Mieter ihres Hauses war es zuvor schlecht ergangen. Und dann ist da noch der verdächtige Feuerwehrmann Kjell Lassen, der die offensichtlich herumliegende Leiche nicht fand. Hatte der verheiratete Mann eine Affäre mit dem Opfer? Seine Frau, Teeladenbesitzerin Gesche Lassen (Frida-Lovisa Hamann), schwört Stein und Bein, dass ihr Mann der beste Mensch von allen ist - und so etwas niemals getan hätte.
Das Timing einer Gruselfolge des megaerfolgreichen Sylt-Krimis mutet etwas seltsam an. Rund um Halloween hätte dieser Film sicher besser ins Programm gepasst. Immerhin, die "echte" Weihnachtsfolge der Reihe, "Nord Nord Mord - Sievers und die Stille Nacht", wird nach ihrer Erstausstrahlung im Dezember 2021 nun auch noch mal im Nachtprogramm wiederholt: in der Heiligen Nacht, um 1.00 Uhr. Doch auch in jener drei Jahre alten Folge ging es nicht nur besinnlich zu, sie erzählt von "Bad Santa"-Figuren und brutalen Verbrechern im Weihnachtsmannkostüm. Mit Doppelbödigkeit und Ironie in Richtung bekannter Klischees muss man beim Sylt-Krimi immer rechnen, ja das gehört sozusagen zum Markenkern des Schmunzelkrimis. Diesmal wurde er geschrieben von Katja Töner, Regie führte Alex Schaad. Das Duo verantwortete schon den letztjährigen Fall, der um die Weihnachtszeit ausgestrahlt wurde, "Nord Nord Mord - Sievers und der Traum vom Fliegen".
Auch diesmal bekommen die Fans vom ZDF-Sylt-Krimi das, was sie erwarten: wortkarge Geheimniskrämerei von Einzelgänger Sievers, der sich aber auf rührende Weise immer mehr seiner Therapeutin und Freundin Tabea Krawinkel (Victoria Trauttmansdorff) annähert. Natürlich hört auch das ewige Eifersuchts- und Potenzgehabe Feldmanns sowie das genervte Zurückgewiesenwerden durch seine in Liebesdingen ambivalente "Mitbewohnerin" Ina Behrendsen nicht auf.
Die Ausstrahlung des TV-Krimis bedeutet zugleich einen Abschied: „Sievers und das Geisterhaus“ gehört zu den letzten Produktionen von Lilly Forgách. Am 8. Dezember war die Schauspielerin im Alter von 58 Jahren nach kurzer Krankeheit gestorben.
Fünf weitere Filme von "Nord Nord Mord" sind bereits bestätigt. Der nächste wird den Titel "Sievers und der verlorene Hund" tragen und ist am Samstag, 20. Januar 2025, 20.15 Uhr, zu sehen.