Kinogigant Robert De Niro spielt mit 81 Jahren seine erste Serienhauptrolle: Als früherer US-Präsident leitet er die Suche nach den Drahtziehern eines Cyberangriffs, der die USA ins völlige Chaos gestürzt hat.
Ein Artikel von Frank Steinberg für unser Magazin STREAMIG
Robert De Niro für ein Serienprojekt zu gewinnen, galt unter Produzenten und Regisseuren jahrzehntelang als komplett aussichtslos. Bestenfalls spielte sich der Oscar-Preisträger („Der Pate – Teil II“, „Wie ein wilder Stier“) selbst, etwa in Episoden von „30 Rock“ oder „Extras“. Umso größer die Verwunderung, als die Kinolegende 2023 plötzlich die Rolle eines Co-Stars und Erzählers in der argentinischen Serie „Nothing“ (Disney+) um einen Gastrokritiker auf Sinnsuche übernahm. Angeblich hatte man De Niro für ein paar Tage nach Buenos Aires gelockt, indem man ihm den Besuch sämtlicher Toprestaurants der Stadt versprach. Zwischendurch wurde gedreht.
Neben diesem (sehenswerten) Amuse Gueule bereitete sich der US-Star bereits auf seine erste Hauptrolle in einer Serienproduktion vor, die am 20. Februar bei Netflix gestartet ist. In dem sechsteiligen Thriller „Zero Day“ verkörpert er den hoch angesehenen ehemaligen amerikanischen Präsidenten George Mullen, der die Hintermänner einer verheerenden Cyberattacke schnappen soll, ehe diese ihre Drohung wahr machen und erneut zuschlagen. Der Titel der Serie beruht auf einem Begriff aus der IT-Sicherheit. Entdeckt ein Hacker mit fragwürdigen Interessen einen anfälligen Code, bevor der Softwareentwickler selbst ihn erkennt, spricht man von einer Zero-Day-Schwachstelle.
Das bekannteste Beispiel dafür dürfte der 2010 enttarnte Computerwurm Stuxnet sein, der Sicherheitslücken in der Software von Windows-Systemen ausnutzte. Geschaffen wurde er, um das staatliche iranische Atomprogramm auszubremsen, weshalb Stuxnet auch als erste Cyberwaffe der Geschichte gilt.
Diese „hybride Kriegsführung“, die Sicherheitsexperten schon vor fünfzehn Jahren alarmierte, hat in der Serie allerdings noch weit dramatischere Auswirkungen: Eine fiktive Schadsoftware legt weite Teile der sicherheitsrelevanten Infrastruktur lahm. „3402 Menschen starben am Zero Day. Flugzeugabstürze, entgleiste Züge, totales Chaos“, resümiert Mullen die katastrophalen Folgen des AngriffsTrailer zur Netflix-Serie.
Die aktuelle US-Präsidentin Evelyn Mitchell (Angela Bassett) macht Mullen zum Chef einer Sonderermittlungskommission – ausgestattet mit allen erdenklichen (und damit manchmal auch fragwürdigen) Befugnissen „zur Überwachung und Durchsuchung“. Jeder hat seine eigene Wahrheit Mullen schart für die schwierigste Aufgabe seiner Karriere alte White-House-Vertraute wie den Berater Roger Carlson (Jesse Plemons) und seine frühere Stabschefin Valerie Whitsell (Connie Britton) um sich, muss aber schnell erkennen: Im Dickicht von Fake News und grassierenden Verschwörungstheorien ist die Wahrheit nur schwer zu finden. Zumal die Bedrohungslage nicht etwa dafür sorgt, dass wichtige Entscheidungsträger an einem Strang ziehen.
Im Gegenteil: Von der Politik in Washington über die Medien und die Wall Street bis zum Silicon Valley wird in der Krise aus unterschiedlichsten Richtungen an den Fäden der Macht gezerrt. Kein Wunder, dass die Serienschöpfer Eric Newman („Painkiller“) und Noah Oppenheim (Ex-Chef NBC News) die größte Herausforderung darin sahen, „mit den sich verändernden Gefahren der realen Welt Schritt zu halten“.