Die ARD-Serie „A Better Place“ stellt die Frage, ob die Welt ohne Gefängnisse eine bessere wäre.
Ein Artikel von HÖRZU Reporterin Melanie Kroiss
Was passiert, wenn man in einer deutschen Stadt 300 verurteilte Straftäter auf einen Schlag frei- und auf die Gesellschaft loslässt? Genau dieser Frage will das Resozialisierungsprogramm TRUST im fiktiven Rheinstadt nachgehen. Die Frauen und Männer bekommen Arbeit, Wohnmöglichkeiten und sollen an Therapiesitzungen teilnehmen. Dort treffen Räuber, Gewaltverbrecher und Mörder auch auf ihre Opfer oder deren Angehörige – eine Zerreißprobe für alle Beteiligten.
Das Konfliktpotenzial, das die Ausgangssituation der Serie „A Better Place“ (Mi, 22. Januar, 20.15 Uhr im Ersten und alle Folgen in der Mediathek) bietet, ist gewaltig. „Ausgerechnet denen zu helfen, die die schlimmsten Dinge tun, weckt in den meisten Menschen natürlich ein Ungerechtigkeitsempfinden“, weiß Showrunner Alexander Lindh („Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern München“, RTL+).
Doch zur Vorbereitung ist er unter anderem auf Studien gestoßen, die besagten, dass Gefängnisaufenthalte fernab der Außenwelt und ohne Strukturen nicht dazu beitrügen, Straffällige zu resozialisieren und dazu zu bringen, ein besseres Leben zu führen. „In der Serie geht es genau darum: Um die Diskrepanz, die zwischen dem Gefühl, etwas ändern zu müssen, und dem allgemeinen Bedürfnis nach Strafe besteht“, so der Head-Autor im Interview.
Wie Lindh haben neben den Autoren auch Regisseure und Schauspieler mit Kriminologen, Politikern, Sozialarbeitern, Justizvollzugsbeamten, Inhaftierten und Opferschutzverbänden gesprochen.
Maria Hofstätter („Braunschlag“), die in „A Better Place“ Rechtswissenschaftlerin Petra Schach, die treibende Kraft hinter TRUST, spielt, hat viel aus den Begegnungen und ihrer Rolle mitgenommen. „Ich bin der Meinung, dass, wenn man nie etwas riskiert, man die Welt auch nur schwer zum Besseren verändern kann. Gerade an meiner Figur schätze ich es, dass sie ins Tun kommt“, erklärt Hofstätter im Gespräch.
Auch Eva, die Figur ihrer Schauspielkollegin Katharina Schüttler („Unsere Mütter, unsere Väter“), wird aktiv – als Sozialarbeiterin, die sich mit einer Intensivtäterin auseinandersetzen muss. „Ich finde es besonders, dass die Serie relevante Fragen stellt, die uns als Gesellschaft alle betreffen“, sagt Schüttler. „Was sollten wir tun, wenn jemand gegen unsere Regeln verstößt? Menschen durch Strafvollzug isolieren – und eventuell damit noch weiter kriminalisieren – oder sie integrieren und ihnen die Chance geben, aus ihren Taten zu lernen?“
„A Better Place“ (Mi, 22. Januar, 20.15 Uhr im Ersten und alle Folgen in der Mediathek)